Am 20. Februar jährt sich zum 209. Mal der Todestag vom Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer. Er ist der Held Tirols schlechthin – wahrscheinlich die erste Persönlichkeit, die man mit dem Land Tirol in Verbindung bringt. Aber wer war Andreas Hofer überhaupt? War er wirklich so, wie wir ihn verehren und was würde er zur aktuellen politischen Lage Südtirols sagen?
Die Lebensdaten von Andreas Hofer, dem „Sandwirt“, sind weitum bekannt. Hier nur zum Wichtigsten: 1767 am Sandwirt in St. Leonhard i.P. geboren, übernahm Hofer schon in jungen Jahren das väterliche Anwesen. 1809 führte er die Tiroler in den Freiheitskampf gegen die Bayern. Es kam zu vier Schlachten bei Innsbruck (Bergiselschlachten), wobei der letzte dieser Kämpfe verloren ging. Hofer musste daraufhin flüchten, wurde verraten, gefangen genommen und schließlich in Mantua am 20. Februar 1810 erschossen.
Wie aber tickte der Sandwirt und Freiheitskämpfer aus dem Passeiertal? Kaum eine andere Person in der österreichischen Geschichte wurde von so vielen unterschiedlichen Seiten verehrt: von Liberalen, Konservativen, von den Habsburgern, von Austrofaschisten, von Nationalsozialisten, von Jungsozialisten und sogar von Kommunisten.
Die ersten neben den Tirolern, welche Hofer als Helden feierten, waren nicht katholisch-konservative Kreise wie es Hofer selbst war, sondern Verehrer des liberalen britischen Bürgertums. Denn im antifranzösischen England wurde die Geschichte von den Tiroler Bauernaufständen für die Freiheit ihres Landes begeistert aufgenommen. Deshalb widmete der englische Dichter William Wordsworth eine Reihe an Gedichten dem Tiroler Rebellen. Aufgrund dieser Verehrung pilgerten schon bald britische „Hofer-Touristen“ nach Tirol.
Später entdeckten auch Verfechter der nationalen Idee den Sandwirt als ihren Helden. Nur der Wiener Hof wollte diesen „Helden-Firlefanz“ um Hofer totschweigen. Ab 1860 begannen aber katholisch-konservative Gruppierungen sich immer mehr auf den Bauernführer zu beziehen. Er wurde als Verteidiger des Glaubens und der Traditionen dargestellt. Dieser Aspekt wurde vorher von den Liberalen nicht erwähnt und einfach ausgeklammert.
Nach dem Kriegseintritt Italiens in den 1. Weltkrieg 1915 bezog man sich wieder auf Hofer: „So wie einst, so auch jetzt“. Auch in dieser Zeit wollte man seine Grenzen vor dem Feind schützen. So wurden die Franzosen von den Italienern als Erzfeinde abgelöst.
1938 warben neben den Austrofaschisten auch Nationalsozialisten mit dem Volkshelden. Erstere waren für die Unabhängigkeit Österreichs und zweite waren für den Anschluss des Landes an Hitlerdeutschland. Nach dem 2. Weltkrieg nutzten sogar die Kommunisten Hofer für ihre Zwecke und bezeichneten ihn als antiimperialistischen Freiheitskämpfer.
Während der Südtiroler Bombenjahre wurde Hofer als Held hergenommen, der gegen Fremdbeherrschung kämpft. Diesem Gedanken folgend, wäre er also gegen den italienischen Staat vorgegangen. Als solcher wird er noch heute großteils in Südtirol verehrt – als eine Persönlichkeit, die sich gegen den fremden Staat aufbringt.
Diesen Ausführungen zufolge ist Hofer wohl ein Held für alle Fälle. Auch ich frage mich häufig in Bezug auf verschiedenste Thematiken: „Wie würde Hofer wohl darüber denken?“ Etwa in Hinblick auf unsere Südtiroler Landesautonomie: Würde er sich mit der derzeitigen Situation zufrieden geben, einen Freistaat oder wohl eher die Tiroler Landeseinheit anstreben? Was würde er zur Postenverteilung in der Landes- bzw. Regionalregierung sagen? Fände er diese Diskussion um die so heiß begehrten und (zu) gut bezahlten Plätze in Ordnung?
Ich kann mir nur denken, wie sich Hofer positionieren würde. Aber wissen tu ich das nicht – das tut niemand. Aber eines kann ich mit großer Überzeugung sagen: Egal, wie sich Hofer zu den aktuellen politischen Geschehnissen positionieren würde, er würde immer mit voller Kraft für unser Land kämpfen. Und genau solche Menschen brauchen wir – einst wie auch jetzt.
Melanie Mair
(Junge Süd-Tiroler Freiheit)