Am vergangenen Samstag fand in einem bekannten Restaurant in St. Pauls die 45. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes (SHB) statt. Im vollbesetzten Saal begrüßte Obmann Roland Lang Ehrenmitglieder, Freiheitskämpfer, Patrioten, die Vertreter des Andreas Hofer Bundes, der Trentiner Kulturvereinigung „NOI TIROLESI/ WIR TIROLER“, die zahlreich anwesenden SHB- Mitglieder sowie die beiden Referenten Dr. Cristian Kollmann und Manfred Haringer.
Bei der Gedenkminute für die im vergangenen Jahr verstorbenen Freiheitskämpfer und Mitglieder des SHB wurden die politischen Häftlinge Konrad Matuella, Neumarkt; Karl Thaler, Tramin; Georg Lanz, Terlan; Johann Auer, Ahrntal und Johann Barbieri, Terlan, sowie der Traminer Freiheitskämpfer Luis Steinegger genannt. Zeit seines Lebens kämpfte der Luis, zuerst im Untergrund und dann als Bezirksobmann des SHB, für die Freiheit Tirols.
Im April des vergangenen Jahres verstarb auch die Frau unseres Ehrenobmannes und Freiheitskämpfers Sepp Mitterhofer, Maria (Moidi) Mitterhofer, die ihrem Mann immer selbstlos zur Seite gestanden ist. Auch Rechtsanwalt Dr. Sandro Canestrini wurde in die Gedenkminute miteingeschlossen. Bereits beim Prozess gegen die Stieler-Gruppe zeigte er Verständnis für die Anliegen der Freiheitskämpfer und wies die von der italienischen Presse und MSI- Politikern erhobenen Vorwürfe eines pangermanistischen Aufstandes nazistischer Fanatiker entschieden zurück, so Obmann Roland Lang.
In seiner Rede ging Roland Lang dann auch auf die Ereignisse in Katalonien ein. 12 katalanische Freiheitskämpfer stehen derzeit in Madrid vor Gericht. Sie werden als wichtigster Anklagepunkt der Rebellion beschuldigt. Der Prozess begann daher mit der Forderung von insgesamt 214 Jahren Gefängnis. Dieser Vorwurf einer angeblichen Rebellion ist aber nichtzutreffend, denn er wurde von belgischen, schottischen und deutschen Gerichten widerlegt, als sie die Auslieferung von Carles Puigdemonts und von übrigen im Exil befindlichen Ministern an Spanien ablehnten.
Der hier anwesende Dr. Cristian Kollmann erklärte dazu richtigerweise in einer Aussendung: „Die Angeklagten haben überhaupt kein Verbrechen begangen! Sie sind einzig und allein dem Wählerauftrag nachgekommen, indem sie die katalanischen Bürger frei und demokratisch über die Unabhängigkeit Kataloniens haben abstimmen lassen. Eine demokratische Wahl kann niemals ein Verbrechen sein.“
Mit einem großen Geschenkkorb überraschte dann Obmannstellvertreter Meinrad Berger und Landeskassierin Reinhild Campidell gleich drei echte Tiroler:
Buchautor und Publizist Günther Rauch für seine vielen Tirolensien, besonders aber für sein Buch „Italiens vergessenes Konzentrationslager Campo Isarco“ bei Bozen, das er in Zusammenarbeit mit dem SHB herausgegeben hat und das bereits Großteils vergriffen ist.
Karl Saxer, Gemeinderat von Karneid, erhielt den Geschenkkorb für seine Mitarbeit beim Buch über das faschistische Lager in Blumau. Er hat nicht nur die Erinnerungskultur in seinem Dorf gefördert, sondern auch entscheidend die Errichtung eines Gedenksteines für die Opfer vorangetrieben, so Reinhild Campidell in ihrer Laudatio.
Der Paulser Kaufmann Werner Schmid, Initiator der Paulser Krippenausstellung und der Weinkulturwochen, erhielt den Geschenkkorb des SHB als kleinen Dank dafür, dass er ohne Bitten und mit mehreren Helfern das Grab von Sepp Kerschbaumer, dem Leiter des Befreiungsausschusses Südtirol, gesäubert und renoviert hat. Im stillen Hintergrund mag auch eine Rolle gespielt haben, dass Kerschbaumer wie Werner ein Patriot und ein beliebter und fleißiger Kaufmann war.
In seinem Grußwort dankte der Obmann des Vereines „NOI TIROLESI/ WIR TIROLER“, Erino Stedile, dem SHB für die gute Zusammenarbeit bei der Aufstellung ihrer Dornenkrone am 4. November hinter dem Lügentempel in Bozen. Mit dieser Aktion sollte an die Opfer und Erniedrigungen aller Tiroler seit dem ersten Weltkrieg gedacht werden. Einen guten Verlauf der Versammlung wünschte Im Namen der Kameradschaft der ehem. Südtiroler Freiheitskämpfer auch deren Sprecher Dr. Erhard Hartung.
Immer schön von den Verbrechen des Faschismus, die in die Gegenwart hereinreichen und staatstragend sind, auf jene des Nationalsozialismus, die Gott sei Dank der Vergangenheit angehören, ablenken. So funktioniert die Aufarbeitung der Geschichte in Südtirol und besonders in Bozen, so Dr. Cristian Kollmann, Ortsnamensexperte und Mitglied in der Landesleitung der Süd-Tiroler Freiheit die gegenwärtige Politik.
Fakt ist auch: Wer gegen die Spaltung der Gesellschaft ist, was uns zum Beispiel im Zusammenhang mit unserem Einsatz für den Doppelpass vorgeworfen wird, will im Grunde eine Diktatur. Nur in einer Diktatur ist die Gesellschaft nicht gespalten. In einer Demokratie werden nie alle Bürger einer Meinung sein.
Zu den anstehenden Europawahlen warnte Kollmann: Südtirol, wohin geht die Reise? Seien wir ehrlich: Wir wünschen uns, wohin sie gehen soll, aber wir wissen nicht, was kommen wird. Eines ist so gut wie sicher: Bei der EU-Wahl werden die rechten Parteien zulegen. Doch für die nach Selbstbestimmung strebenden Völker und Regionalisten bedeutet auch dies nichts Gutes!
Manfred Haringer, der jahrzehntelang in persönlichen Gesprächen mit Standschützen, Auswertung von Dokumenten und Bildern sowie mit Lokalaugenscheinen sich ein großes Wissen über den 1. Weltkrieg und die Ortlerfront angeeignet hatte, gab in seinem Diavortrag einen tiefen Einblick in die Kriegsjahre auf unseren Heimatbergen, die Strapazen, den Hunger, wobei die Natur mit Kälte und Lawinen sicher der größte Feind aller dort kämpfenden Soldaten war.
Mit dem Absingen der Landeshymne endete die 45. Bundesversammlung, so abschließend der Obmann des SHB, Roland Lang in seiner Aussendung.