Am bevorstehenden 25. Juni wäre Kurt Welser 90 Jahre alt geworden. Welser war die herausragendste und aktivste Figur der österreichischen BAS-Gruppe in Nordtirol. Vor allem war der in Innsbruck lebende Kaufmann für die Versorgung und Ausbildung der Südtiroler Freiheitskämpfer zuständig. „Ohne Scheu und Angst schmuggelte er tonnenweise Sprengstoff und Waffen über den Brenner“, weiß SHB-Obmann Roland Lang.
Bereits Ende Jänner 1961 machte er auf sich aufmerksam, als er mit Heinrich Klier und Martl Koch das streng bewachte Mussolini-Reiterstandbild – im Volksmund „Aluminiumduce“ genannt – vor dem E-Werk in Waidbruck sprengte. Er war nicht nur Sympathieträger „im Sinne der gerechten Sache“, sondern als es zwischen den Nordtiroler und Südtiroler Freiheitskämpfern aufgrund divergierender Interessen zur Verstimmung kam, auch ein glänzender Vermittler und Diplomat.
1963, zwei Jahre nach der legendären „Feuernacht“, wurden ihm mehrere Sprengstoffanschläge im oberösterreichischen Ebensee (Salzkammergut) mit einem Todesopfer und zwei schwer verletzten Gendarmen – fünf Schulkinder und zwei Erwachsene entgingen durch Glück dem Anschlag – angelastet. Diese Anschläge waren jedoch von italienischen Neofaschisten begangen worden. Welser konnte seine Unschuld einwandfrei beweisen.
Herlinde Molling erinnert sich: „Südtirol war für Kurt Welser das bestimmende Anliegen seines kurzen Lebens. Schon sehr früh, nach 1946, nahm er bei seinen Südtirol-Aufenthalten das Problem wahr, suchte Gleichgesinnte und begann ab 1957 nach Kontaktaufnahme mit Sepp Kerschbaumer den Widerstandskampf aufzubauen. Im ganzen Land gab es Sympathisanten und Aktionswillige die sich untereinander organisierten“, so Herlinde Molling. „Kurt Welser suchte diese Gruppen auf, redete mit ihnen, bot Sprengausbildungen an und lieferte bis in die hintersten Täler das, was für einen gewaltsamen Protest gewünscht wurde. Seine geradlinige offene Art, sein Optimismus und seine Begeisterungsfähigkeit zogen viele an. Er war Mittelpunkt des Freiheitskampfes ab 1961.“
„Welser, der in seiner Freizeit gerne in der Bergwelt unterwegs und ein ausgezeichneter Kletterer war, starb mit nur 36 Jahren am Hochunserfrauentag 1965 bei einer Bergtour am Zinalrothorn in der Schweiz, während der Schwurgerichtsprozess in Graz wieder aufgerollt wurde,“, berichtet Lang.
„Ohne Zweifel werden wir Kurt Welser und seine uneingeschränkte Heimatliebe nie vergessen. Er hat einen Ehrenplatz in der neuen (Süd-)Tiroler Geschichte inne. Die Heimatliebe wird auch von seiner Tochter Katharina getragen, die als Schauspielerin die Rolle der Paula Tschurtschenthaler im TV-Vierteiler „Verkaufte Heimat“ verkörpert hat. Wir müssen Gott danken, so einen aufrechten und ehrlichen Freund gehabt zu haben, auch wenn er leider allzu früh sterben musste“, schließt der Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes