In Erinnerung an die im italienischen Konzentrationslager in Blumau eingesperrten Menschen und an die in Südtirol in den schwarzen und braunen Jahren verübten Verbrechen werden der Südtiroler Heimatbund, der Schützenbund und der Heimatpflegeverein am Samstag, den 7. September um 18.00 Uhr vor dem KZ-Gedenkstein in Blumau eine Gedenk- und Mahnwache abhalten.
Zum Anlass werden neben den Gemeindevertretern und dem Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang zwei bekannte Persönlichkeiten Wort des Gedenkens sprechen: Der Erfolgsschriftsteller und Mitglied des Trentiner „Michael-Gaismayr-Kulturvereins“, Giuseppe Matuella und der neue Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Jürgen Wirth Anderlan.
Außerdem werden bei der Veranstaltung zum ersten Mal in Buchform Auszüge aus den Tagebuch-Aufzeichnungen eines im KZ tätigen Scharfschützen präsentiert. Der Karneider Gemeinderat Karl Saxer wird einige wichtige Passagen aus den in deutscher Sprache übersetzten Originalmanuskripten des „Diariums“ vorlesen.
Das vom Buchautor Günther Rauch mit neuen sensationellen Hintergrundberichten verfasste Buch wird vom Südtiroler Heimatbund herausgegeben. Für den SHB-Obmann Roland Lang ist das neue Buch eine Fortsetzung und Ergänzung des bereits vorigen Jahrs aufgelegten und innerhalb weniger Wochen vergriffenen Buches „Italiens vergessenes Konzentrationslager Campo d’Isarco“ bei Bozen (1041-1943). In diesem Buch wird auch erstmals über einen Anschlag auf Mussolini in Südtirol berichtet.
„Mit dem neuen Buch wollen die heimatbewussten Vereine dazu beitragen, dass die dunklen Kapitel der Geschichte unseres Heimatlandes, schmerzliche Erinnerung an die Annexion vor 100 Jahren, die Verbrechen des faschistischen Regimes und der sechziger Jahre weder banalisiert werden noch verblassen. Das sind wir auch den vielen Opfer der Diktaturen und nicht zuletzt den Südtiroler Freiheitskämpfern der 60er Jahre schuldig“, so Roland Lang.
Eines der Zeichen der furchtbaren faschistischen Diktatur ist eben das italienische Konzentrationslager in Bumau bei Karneid, wenige Kilometer von Bozen.
Der italienische Diktator Benito Mussolini hat im Frühjahr 1940 seine rechte Hand im Innenministerium, den Staatssekretär Guido Buffarini-Guidi, und einen seiner härtesten Faschisten der ersten Stunde, den Präfekten Agostino Podestà nach Südtirol gesandt, um auf dem Gelände der ehemaligen Bierbrauerei in Blumau ein italienisches Konzentrationslager für Regimegegner zu errichten. Für die Vorarbeiten und die Verwaltung des Lagers war das 1935 nach Bozen übersiedelte Kommando des Armeekorps zuständig. Mitverantwortlich war der ebenfalls der im Armeegebäude residierende Präfekt Agostino Podestà. Überdies war er von Mussolini eingesetzt worden, um die Umsiedlung der Südtiroler ins Deutsche Reich zu beschleunigen. Er war auch für die fürchterliche Abschiebung der Südtiroler Psychiatriepatienten mitverantwortlich.
Die Verwendung wichtiger Alpenübergänge und Infrastrukturen des seit 1918 annektierten Gebietes für kriegerische Operationen waren von langer Hand zwischen der Achse Berlin-Rom vorbereitet worden. Es ist kein Zufall, dass die Errichtung des Konzentrationslagers in die Zeit der Südtiroler „Option“ und des italienischen Afrikafeldzuges und der Militäraktionen auf dem Balkan fällt. Das Lager wurde in allen amtlichen Papieren der italienischen Regierung und der Armee sowie der Präfektur in Bozen als italienisches „Campo di concentramento di Prato d’Isarco“ geführt. Die faschistische Lagerleitung unterstand dem Präfekten. Zum Jahresübergang 1940/1941 wurden dorthin zunächst über 3000 festgenommene und misshandelte Menschen deportiert, die auf irgendeine Weise verdächtig waren, anti-italienische Einstellung unter der slawischen Bevölkerung Istriens zu verbreiten.
In den letzten Frühjahrstagen wurden diese halb verhungerten Gefangenen mit Viehwaggons in eine unbekannte Destination gebracht. Auf ihnen folgten im KZ im Sommer 1941 Hunderte von Soldaten des britischen Königsreichs und der Commonwealth-Staaten, die von den italienisch-deutschen Truppen in Afrika gefangenen genommen worden waren. 1942 kamen dann weitere Gefangene aus den Balkanstaaten dazu.
Für das Organisationskomitee
Roland Lang