Karl Zeller bestätigt hinsichtlich der Bezeichnungen „Südtirol“ und „Alto Adige“ (Rubrik „Meine Meinung“, 26./ 27. 10. 2019) die Fakten: maßgeblich sind der italienische Text der Verfassung und des Autonomiestatuts. Dort findet sich für unser Land nur der Name „Provincia di Bolzano“, nie „Alto Adige“. Art. 99 des Autonomiestatuts besagt außerdem: „…In den Akten mit Gesetzeskraft und immer dann, wenn dieses Statut eine zweisprachige Fassung vorsieht, ist der italienische Wortlaut maßgebend“. Die Italiener hätten also keinen Grund sich aufzuregen, weil „Südtirol“ bzw. „Alto Adige“ in den italienischen Rechtsquellen, mit Ausnahme für die Region, nicht existiert. Wie wir unser Land mündlich bzw. in deutschen Gesetzestexten benennen, ist demnach letztlich nicht von Belang und kann auch den Post- oder Neufaschisten gleichgültig sein.
Um so mehr verstört Zellers Aussage, der italienischen Sprachgruppe könne es „kaum verwehrt werden, unser Land mit „Alto Adige“ zu bezeichnen. Regelrecht entsetzt ist man über Kompatschers Verständnis für ein italienisches Unbehagen („disagio“) auf Grund der Tatsache, dass in einem Landesgesetz nicht „Alto Adige“, sondern korrekter Weise „Provincia di Bolzano“ verwendet wird (Tageszeitung „Alto Adige“ vom 20.10.2019). Magnago und Durnwalder wussten, warum sie die Bezeichnung „Alto Adige“ nie in einen Gesetzestext schreiben ließen. Kennt Arno Kompatscher die unselige „Alto Adige“ Geschichte nicht, oder ist ihm das alles völlig gleichgültig? Dass Karl Zeller die Geschichte und der faschistische Hintergrund nicht bekannt seien, nimmt man ihm nicht ab. So wie der Sozialist Lucio Luzzatto, Mitglied der Verfassung gebenden Versammlung im Nachkriegsitalien, haben auch andere italienische Demokraten in der Kammer die Bezeichnung „Alto Adige“ als Ausdruck faschistischen Geistes abgewiesen. Welchen anderen Grund als Schamgefühl, teilweise Abscheu gegenüber faschistischen Kulturverbrechen sollten die Väter der italienischen Verfassung sonst gehabt haben, die Bezeichnung „Alto Adige“ nicht zu verwenden? Und jetzt schicken sich Südtiroler politische Führungskräfte an, den faschistisch belasteten Namen „Alto Adige“ offiziell einzuführen. Kompatscher ließ den Gesetzestext für die Behandlung in der Gesetzgebungskommission eilig umschreiben. Darin steht jetzt nicht nur die Bezeichnung „Alto Adige“, sondern die „Südtiroler Institutionen, Einrichtungen und Verbände“ werden im italienischen Text zu „istituzioni, enti e associazioni altoatesine“. Damit enden wir Südtiroler in den maßgeblichen italienischen Texten als „altoatesini“! Mir ist lieber, man sagt die Wahrheit, nämlich, dass in der „weltbesten Autonomie“ die Mehrheit offiziell nicht so heißen darf, wie sie sich fühlt, sondern Einwohner der „Provinz Bozen“, als dass wir selbst mithelfen, das Werk Tolomeis bzw. Mussolinis, zu vollenden!
Eva Klotz