Übertriebene Evakuierung? Zu lange Straßensperre? Viel unnötiges Tamtam? Vor kurzem sorgte die Bombenentschärfung in Bozen für Diskussionen. Es werden nicht die letzten gewesen sein. Im Boden von Bozen liegen wahrscheinlich noch einige Blindgänger. Aber auch im Unterland könnten Kriegsrelikte unter der Erde lauern. Darauf macht die Bezirksgruppe Unterland/Überetsch der Süd-Tiroler Freiheit aufmerksam. Sie hat deshalb eine Anfrage im Landtag eingereicht.
Vor genau 75 Jahren, im November 1944, wurde das Unterland bombardiert. Um genau zu sein: die Eisenbahnbrücke über die Etsch in Auer und der Bahnhof von Auer. Über ein halbes Dutzend Einsätze mit über 100 schweren Flugzeugen wurden damals durchgeführt. Hunderte Tonnen an Sprengmaterial gingen über das Unterland nieder.
Da die „Treffsicherheit“ der damaligen Bombardierungen ungenau und der Einschlagradius der Bomben sehr breit waren, schlugen auch viele Sprengkörper noch hunderte Meter von der Brücke und dem Bahnhof entfernt in den umliegenden Obstwiesen und im Dorf ein, wie auf Fotos der US Air Force gut zu erkennen ist.
„Es ist anzunehmen, dass unter den abgeworfenen Bomben auch einige Blindgänger waren, die noch immer in der Erde liegen. Diese Bomben könnten für die Bauern bei eventuellen Grabungsarbeiten auf ihren Feldern eine Gefahr darstellen“, gibt Stefan Zelger von der Bezirksgruppe der Süd-Tiroler Freiheit zu bedenken.
Über die Landtagsabgeordneten Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle wurde deshalb eine Landtagsanfrage eingereicht. Die Bewegung möchte wissen, ob die Landesregierung einen Einblick hat, inwieweit die Bombenabwürfe in Süd-Tirol erhoben bzw. vermerkt worden sind. Des Weiteren wurde gefragt, ob es aus Sicht der Landesregierung sinnvoll ist, eine Art Gefahrenplan mit dem Vermerk der Einschlaglöcher in Süd-Tirol zu erstellen.
Stefan Zelger, Bezirksgruppe Unterland/Überetsch der Süd-Tiroler Freiheit.