Am 23. November wird der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella Südtirol besuchen. So kurz vor den Feiertagen wäre es ein schönes Weihnachtsgeschenk, wenn Mattarella diesen Anlass nutzen würde, um die Amnestie für den 78Jährigen ehemaligen Freiheitskämpfer Heinrich Oberleiter bekanntzugeben, so Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes.
Seit vielen Jahrzehnten führt der Pusterer ein normales Leben in Gössenheim in Bayern. Er ist den seinen ein fürsorglicher Familienvater und pflegt seit Jahren aufopferungsvoll seine kranke Ehefrau.
Dieser italienische „Schlussstrich“ unter den Freiheitskampf der sechziger Jahre sollte auch alle anderen Freiheitskämpfer miteinbeziehen, die in Italien zu menschenrechtswidrigen hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Sie alle waren, ebenso wie die Toten auf beiden Seiten, Opfer einer falschen italienischen Politik in Südtirol, so der SHB.
Der bekannte italienische Rechtsanwalt Sandro Canestrini erklärte zu diesen Jahren: „Es war eine Zeit, in welcher bei uns (in Italien, Anm. d. Verf.) ein zügelloser Nationalismus jede Minderheit, sei sie religiöser, nationaler oder politischer Natur, kriminalisierte und unterdrückte.“
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hatte sich, auch im Namen seines Südtiroler Amtskollegen Arno Kompatscher, im September für die generelle Amnestie der noch lebenden Südtiroler Freiheitskämpfer ausgesprochen.
Es gehe bei den „Pusterer Buam“ um mehr als um „den Seelenfrieden dieser drei alten Männer“, sondern „auch um eine Symbolik, dass man in Italien ein Zeichen der Versöhnung setzt“, sagte Platter. Erst vor einigen Wochen hatte Platter dieses Anliegen wiederum bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen und beim italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella deponiert.
Im Frühjahr hatte auch die Führungsspitze des Südtirol Ausschusses im Parlament eine generelle Amnestie der noch lebenden Südtiroler Aktivisten gefordert. Ende des Vorjahres hatten die Kinder des Südtirol-Aktivisten Heinrich Oberleitner ein Gnadengesuch an Mattarella gerichtet. Oberleiter, der mit seiner Familie im bayrischen Gössenheim lebt, gehörte zu den „Pusterer Buam“, die für Anschläge in den 1960er-Jahren in Südtirol verantwortlich gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft Brescia stimmte dem Gnadengesuch zu, die Entscheidung liegt jetzt beim Staatspräsidenten.
Bereits 2006 war mit Heinrich Oberlechner einer der vier „Pusterer Buam“ nur mehr als Toter in die Heimat zurückgekehrt.
Wegen der Anschläge in der Feuernacht 1961, bei der rund 40 Strommasten gesprengt worden waren, und weiterer Attentate als Zeichen des Protestes gegen die Fortsetzung der faschistischen Entnationalisierungspolitik des demokratischen Italiens erhielten der heute 78jährige Oberleiter und die drei anderen „Pusterer Buam“ langjährige Haftstrafen.
Oberleiter wurde damals auch ein Mord an einem Carabiniere vorgeworfen, angeklagt wurde er dafür aber nie. Deshalb konnte der nach Österreich geflohene Oberleiter nicht mehr nach Südtirol einreisen.
Heinrich Oberleiter war wie viele andere das Opfer einer falschen Politik. Dafür hat er mit seinem langen Exil teuer bezahlt.
Es wäre ein schöner Akt der Menschlichkeit, den 78jährigen am Weihnachtsfest die Möglichkeit zu geben, in der Kirche seines Geburtsdorfes die Mette zu besuchen.
Herr Staatspräsident Sergio Mattarella, lassen sie zumindest diesen alten Menschen zurück in seine geliebte Heimat. Von ihm geht gewiss keine „Gefahr“ mehr aus, schließt SHB- Obmann Roland Lang.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes