Mit den Stimmen der SVP und der italienischen Rechtsparteien wurde gestern im Süd-Tiroler Landtag die faschistische Bezeichnung „Alto Adige“ und die Ableitung „altoatesini“ im Europagesetz wieder eingeführt. Weder die Freiheitlichen, noch die Grünen, das Team K oder die italienischen Linksparteien hielten es für notwendig, gegen das faschistische Alto Adige zu stimmen. Einzig Myriam Atz Tammerle und Sven Knoll, die Abgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, haben sich dagegen ausgesprochen und stattdessen die Verwendung von „Provincia di Bolzano“ oder „Sudtirolo“ gefordert.
Myriam Atz Tammerle bezeichnet das Schweigen und das Abstimmungsverhalten aller anderen Abgeordneten zu diesem sensiblen Thema als beschämend und feige, zumal es um unsere Heimat und Identität geht. Während die Väter unserer Autonomie um jeden Beistrich gerungen haben, um die Rechte der Süd-Tiroler zu verteidigen, knickt die SVP heute schon beim ersten lauen Lüftchen aus Rom ein.
Wenn die Autonomie nicht mehr verteidigt wird und die kulturellen Wurzeln des Landes ignoriert werden, werden auch die Rechte der Süd-Tiroler früher oder später verloren gehen. Süd-Tirol hat nämlich nur deswegen eine Autonomie, weil wir keine normale italienische Provinz sind.
Wenn sich die SVP inzwischen schon selbst als „italianissimo“ und als „altoatesinissimo“ präsentiert und sogar die Freiheitlichen und die anderen deutschsprachigen Parteien nicht mehr den Mut haben, gegen diese Entwicklung zu stimmen, ist es schlecht um Süd-Tirol bestellt.
Atz Tammerle und Knoll brachten zwei Änderungsanträge ein, um die korrekte Bezeichnung „provincia di Bolzano“ oder „Sudtirolo“ zu verwenden. Nachdem keiner der anderen Abgeordneten für diese Bezeichnung stimmte, warf Atz Tammerle ihnen fehlendes politisches Rückgrat vor, da sie sowohl im Gesetzgebungsausschuss vor zwei Monaten als auch im Landtag vor einem Monat dem Text mit „provincia di Bolzano“ zugestimmt hatten.
Das „Europagesetz“ wurde in der Folge mit der faschistisch belasteten Bezeichnung „Alto Adige“ beschlossen, einzig Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle stimmten dagegen.
Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler und ehemaliger Toponomastikexperte des Landes warnt eindringlich vor einer gesetzlich festgelegten Gleichsetzung von „Südtirol“ und „Alto Adige“, denn die bis heute der Entnationalisierung und Manipulation der Süd-Tiroler dienende Etikette „Alto Adige“ würde dadurch von offizieller Süd-Tiroler Seite ideologisch relativiert – eine Maßnahme, bei der die Väter der Süd-Trol-Autonomie sofort alarmiert gewesen wären. Zudem – und dies ist nicht minder bedenklich – würde die offizielle Einführung von „Alto Adige“ und der Ableitung „altoatesini“ auf Landesebene nicht nur de iure, sondern auch de facto einem Verbot von „Sudtirolo“ und „sudtirolesi“ gleichkommen. Dies ist insofern besonders gefährlich, als von den Gesetzestexten immer nur die italienische Version maßgeblich ist, und dann aus italienischer Sicht die „sudtirolesi“ definitiv verschwunden wären. Italien könnte langfristig argumentieren, dass das, was es im Italienischen nicht gibt, auch keines Schutzes bedarf!
Süd-Tiroler Freiheit,
Freies Bündnis für Tirol.