Der Todestag Sepp Kerschbaumers jährt sich heute zum 55. Mal – eines Mannes, der aus tiefer Überzeugung zur Gerechtigkeit und aus Liebe zur Heimat, all sein menschlich Mögliches gegeben und schließlich mit dem Tod dafür bezahlt hat.
Beim Namen Sepp Kerschbaumer klingelt es oft sogar bei denjenigen, die sich mit der Geschichte Südtirols nur sporadisch auseinandersetzen. In den 1950/60er Jahren, als die Tiroler Kultur und Traditionen nicht mehr ausgeübt werden durften und die Italiener Personen der deutsch- und ladinischsprachigen Sprachgruppe in Südtirol in verschiedensten Bereichen bevorzugt bzw. privilegiert wurden, zeigte der aus Frangart stammende Kerschbaumer Tapferkeit und Mut, indem er gegen diese Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen ankämpfte. Deshalb gründete er mit einigen Gleichgesinnten den Befreiungsausschuss Südtirol (BAS), deren Mitglieder verschiedene Aktionen, deren Höhepunkt die Feuernacht im Juni 1961 war, setzten. Die Folgen sind bekannt: Verhaftungen, Folterungen und oft sogar der Tod.
Der Einsatz Kerschbaumers für Südtirol ist unglaublich. Man muss sich erst verinnerlichen, wie sehr er seine Heimat geschätzt haben muss, wenn er für sie bereit war, lange Haftstrafen und sogar den Tod in Kauf zu nehmen. Ein Blick ins italienische Strafgesetzbuch reicht, um von solchen Aktionen Abstand zu nehmen, denn auch heute noch wird mit saftigen Geldstrafen und sehr langen Haftstrafen nicht gespart. Den meisten läuft es beim Durchblättern dieses Kodex sicherlich kalt über den Rücken. Trotzdem aber nahmen die Freiheitskämpfer in den 1960er Jahren ihren Mut zusammen, um gegen den italienischen Staat anzukämpfen. Ihr Einsatz galt dem Wohlergehen ihrer Heimat und ihrer Nachkommen, ihr eigenes Wohlbefinden klammerten sie dabei komplett aus.
Georg Mair, Redakteur der FF-Das Südtiroler Wochenmagazin, schrieb erst kürzlich in der Ausgabe vom 28. November 2019 in einem Artikel: „Hören wir nicht auf diejenigen, die die Terroranschläge in den Sechzigerjahren heute noch verteidigen und Terroristen zu Helden verklären.“ Solche Worte geben zu denken, meint Melanie Mair. „Bei solchen Aussagen frage ich mich, ob der Verfasser dieser Worte verstanden hat, vor welchem Hintergrund die Aktionen des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) damals gesetzt wurden. Sie wurden aus Not gesetzt, weil auf politischem Wege alles stillstand und äußerste Dringlichkeit des Handelns geboten war.“
Egal, wie andere über Kerschbaumer und seine Mitstreiter denken, wir können den Freiheitskämpfern der 60er Jahre nicht genug danken, ist Mair überzeugt. Wie aber können wir dem heute, nach über 50 Jahren überhaupt noch gerecht werden? „Indem wir für unsere Autonomie kämpfen, uns gegen Angriffe vom italienischen Staat oder auch aus unseren eigenen Reihen wehren und, indem wir nicht vergessen, dass wir TIROLER sind und dies tagtäglich im Kleinen als auch im Großen leben“, schließt Mair.
Melanie Mair,
Vize-Landesjugendsprecherin der Süd-Tiroler Freiheit.