Trauer

Ernst Villgrattner: Abschied von einem Freiheitskämpfer

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Ernst Villgrattner: Abschied von einem Freiheitskämpfer

Es erreicht uns leider die traurige Nachricht, so Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes, dass der ehemalige Freiheitskämpfer und politische Häftling Ernst Villgrattner aus Tiers bei Bozen nach langem schweren Leiden im Alter von 84 Jahren von uns gegangen ist.

Bereits als junger Mann hatte er sich dem Gemeinwohl verpflichtet gefühlt und hatte mit Hilfe von Bozner Kameraden die Bergrettungs-Ortsstelle Tiers gegründet.

Im Jahre 1960, als es um die Bewahrung der Heimat Südtirol ging, gehörte Ernst Villgrattner zusammen mit anderen Freiheitskämpfern wie Luis Amplatz, Luis Gutmann, Karl Tietscher und Jörg Pircher dem engeren Kreis um Sepp Kerschbaumer an, der den „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) ins Leben gerufen hatte.

Nach der „Feuernacht“ des Jahres 1961 wurde auch Villgrattner verhaftet. Der Staatsanwalt Mario Martin beschuldigte Ernst Villgrattner in dem Haftbefehl des Verbrechens nach Artikel 241 des faschistischen Strafgesetzbuches, welches immer noch in Kraft war. Dieser Artikel bedrohte mit lebenslanger Haft diejenigen, welche „Attentate gegen die Unversehrtheit, Unabhängigkeit oder Einheit des Staates“ begingen.

In der Anklageschrift warf Staatsanwalt Mario Martin dem Angeklagten Villgrattner vor, in einer „politischen Verschwörung … Taten begangen zu haben, dahin zielend, einen Teil des Staatsgebietes und zwar den der Provinz Bozen unter die Souveränität des österreichischen Staates zu bringen.“

In dem Ersten Mailänder Sprengstoffprozess vor dem Schwurgericht konnte die Anklagebehörde ihm allerdings kaum etwas Konkretes nachweisen, außer dass er persönlichen Kontakt zu Sepp Kerschbaumer gehabt hatte. Trotzdem wurde er am 17. Juli 1964 wegen „politischer Verschwörung“ nach Artikel 305 des „Codice Penale“ zu einem Jahr und Monaten Gefängnis verurteilt. Die von Staatsanwalt Mario Martin behaupteten und mit lebenslanger Strafe bedrohten „Taten“ hatte man ihm nicht nachweisen können, so blieb nur die „politische Verschwörung“ übrig. Er konnte nach dem Prozess nach Hause zurückkehren, da die Strafe durch die Untersuchungshaft verbüßt war.

Wir trauern um einen aufrechten Landsmann und sprechen seiner Familie unser tief empfundenes Beileid aus.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

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