Die italienische Regierung will die Wartezeiten für Facharztvisiten verkürzen. Sollten Vorgaben nicht eingehalten werden, drohen Sanktionen. Um dies zu verhindern, sollen nun, so die Befürchtung von Dr. Andreas Tutzer, der als Arzt am Krankenhaus Bozen arbeitet, lauwarme Angebote Abhilfe schaffen, die das Problem nicht lösen, sondern nur verlagern würden.
Dr. Tutzer weiß zu berichten: „Um eine einheitliche Verteilung der Wartezeiten zu erreichen, wurden u.a. Spezialambulatorien abgeschafft, wodurch ein Verlust der Behandlungsqualität in Kauf genommen wird.“ Zudem würden Ärzte für Facharztvisiten aus dem Operationssaal abgezogen, und entsprechend verlagere sich die Wartezeit auf chirurgische Eingriffe. „Da beißt sich die Katz in den Schwanz“, stellt Dr. Tutzer mit Bedauern fest. Hinzukomme, dass zudem keine Termine für notwendige Kontrollvisiten übrig bleiben. Diese müssten dann zwischen Tür und Angel außerhalb der regulären Zeiten erfolgen – auch nach Dienstschluss. Auch soll, so Dr. Tutzer, eine weitere Maßnahme ergriffen werden: Ärzte könnten freiwillig in ihrer Freizeit Facharztvisiten durchführen und damit zum Abbau der Wartezeiten beitragen. Die Idee sei nicht neu und grundsätzlich zu begrüßen, sagt der Arzt, doch die Sache habe einen Haken: „Pro Visite wurden uns Krankenhausärzten als Vergütung umgerechnet neun Euro angeboten. Das Angebot machte uns sprachlos und löste nur Kopfschütteln aus.“
Dr. Tutzer ist sich sicher: „Die genannten Maßnahmen sind denkbar kurzsichtig und werden nicht zu einer Verbesserung des Gesundheitswesens führen.“ Was geändert werden müsse, seien die Rahmenbedingungen, und dafür sei die Politik zuständig. Eine Reihe von Lösungsvorschlägen, auch von Seiten der Süd-Tiroler Freiheit, seien bereits vorgebracht worden. Doch Dr. Tutzer sieht das Problem woanders: „Solange das Südtiroler Gesundheitswesen an italienische Bestimmungen gebunden ist, wird sich nichts ändern. Es ist höchste Zeit, die Autonomie im Gesundheitswesen einzufordern.“
Dr. Andreas Tutzer,
Süd-Tiroler Freiheit