Zwangsläufig haben die Themen Corona-Krise und Gesundheit miteinander zu tun. Aktuell wird eine selbstständige Regelung der Corona-Maßnahmen ohne Italien gefordert. Es ist nun die richtige Zeit, auch ein selbständiges Gesundheitssystems ohne Italien einzufordern.
Italien regelt das Gesundheitssystem, gibt den gesetzlichen Rahmen vor und definiert Ziele. Es regelt die Gesundheitsversicherung, die Vorsorgemedizin, die Therapiestandards, die Medikamentenvergütung, die Voraussetzungen für Personal, die Ausbildung, die Berufskammern und vieles mehr. Die Regionen bis hin zu den Gesundheitsbezirken können und müssen selbst für die Umsetzung sorgen.
Südtirols Gesundheitswesen wird zu hundert Prozent selbst finanziert. Die Kosten werden also mit in Südtirol generiertem Steuergeld getragen. „Daher ist es legitim, auch die hundert prozentige Selbstverwaltung im Gesundheitswesen zu fordern“, sagt Dr. Andreas Tutzer, Arzt am Krankenhaus Bozen. „Ein italienisches System kann für Italien gut funktionieren, was nicht bedeutet, dass es für uns gut funktioniert. Denn kulturell – und herkunftsbedingt gehen wir unterschiedlich an Problemlösungen heran. Wir haben eine andere Sichtweise zur Effizienz, zur Entwicklung. Auch Relevanz und Nutzen werden anders eingeordnet.“
Vieles im Gesundheitssystem laufe sehr gut, so der Arzt. Aber es gäbe noch vieles zu verbessern. U.a. Ärztemangel und -ausbildung, Pflegedefizit, lange Wartezeiten, Bürokratie, Digitalisierung, Zentralismus.
Wo bleibt die Autonomie, fragt sich die Süd-Tiroler Freiheit. Ohne die ständige Handbremse aus Rom könnten Reformen effizient und schnell erfolgen. Es ist daher gerechtfertigt, ein selbständiges Gesundheitswesen ohne Italien einzufordern.
Dr. Andreas Tutzer