Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, begrüßt, dass nun auch andere Parteien endlich die Problematik der Verkehrsstaus auf der Brennerautobahn erkannt haben. Die Süd-Tiroler Freiheit weist seit Jahren auf die untragbaren Zustände und das völlige Versagen der Brennerautobahn hin. Mit ein paar Mautautomaten, die zeitweilig wieder durch Personen ersetzt werden, wird das Problem aber nicht gelöst werden. Der Landtag hat bereits 2017 auf Antrag der Süd-Tiroler Freiheit ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Staureduzierung beschlossen, umgesetzt wurde davon aber bisher rein gar nichts. Die Süd-Tiroler Freiheit fordert daher endlich eine Umsetzung des Landtagsbeschlusses.
Der Landtag hat folgendes beschlossen:
Die Süd-Tiroler Landesregierung wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Bundesland Tirol, der ASFINAG und der Brennnerautobahngesellschaft (A22) ein verkehrstechnisches Gesamtkonzept für eine staufreie Brennerautobahn auszuarbeiten, welches zuvörderst folgende Punkte beinhaltet:
1. Einführung eines einheitlichen Mautsystems für die gesamte Brennerautobahn.
2. Koordinierung und gemeinsame verkehrstechnische Bewertung aller Baustellen auf und entlang der Brennerautobahn.
Sich ständig wiederholende Staus sind nicht einfach nur ein Ärgernis für die Autofahrer, sondern verursachen volkswirtschaftliche Schäden durch Zusatzkosten und sind für den Tourismus in ganz Tirol im höchsten Maße schädigend. Vorallem aber sind die Staus für die Bevölkerung entlang der Brennerautobahn nicht länger hinnehmbar, zumal es ein enormes Sicherheitsrisiko darstellt, wenn Einsatzfahrzeuge nirgends mehr durchkommen.
Die ständige Zunahme des Verkehrs auf der Autobahn ─ bei einer gleichbleibenden Struktur ─ führt zwangsläufig zu Problemen. Auch die Bauweise der Autobahn (viele Tunnels und Viadukte) bringt einen erhöhten Sanierungsbedarf und folglich Baustellen mit sich. Dennoch ist festzustellen, dass sich Staus fast immer nur auf der Süd-Tiroler Seite der Brennerautobahn bilden. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Mautsystem und Mautstelle Sterzing.
– Das Mautsystem auf der A22 ist technisch veraltet und dauert in der Abwicklung sehr lange (Karte ziehen, Karte abgeben, in bar oder beim Automat zahlen). Das elektronische Mautsystem mit den Lesegeräten im Auto ist für Fahrzeuglenker außerhalb Italiens kaum interessant und wird daher selten verwendet.
– Die Mautstelle Sterzing reguliert den Verkehr in Richtung Süden. Um zu verhindern, dass sich am Kreuzungspunkt der A22 in Modena Staus bilden, werden bei starkem Verkehrsaufkommen Mauthäuschen in Sterzing geschlossen, um so pro Stunde nur eine bestimmte Anzahl von Autos über die Autobahn zu lassen. Dadurch bilden sich riesige Staus, die oft bis nach Steinach zurückreichen. Diese Regulierung an einem einzigen Punkt ist höchst ineffizient, zumal ein großer Teil der Autofahrer (vor allem Einheimische und viele Gäste) gar nicht bis Modena weiterfahren, sondern in Süd-Tirol bleiben.
→ An der Mautstelle Schönberg bilden sich zum Vergleich viel seltener Staus als in Sterzing, obwohl dort mehr Autos die Mautstelle passieren. Aus den Daten einer Landtagsanfrage geht hervor, dass z.B. am Samstag, den 28. Mai 2016 (Fronleichnamswochenende) in Schönberg 39.818 Fahrzeuge die Mautstelle passierten, ohne dass es zu Beeinträchtigungen kam, während in in Sterzing nur 36.000 Fahrzeuge die Mautstelle passierten, der Verkehr dort aber völlig zusammenbrach.
Baustellen.
Verengungen der Fahrspur und Fahrspurwechsel auf die Gegenseite verlangsamen den Verkehr ruckartig. An starken Reisetagen bilden sich dort Staus. Auf Nord-Tiroler Seite fand unlängst die Sanierung des Wiltener-Tunnels und des Bergisel-Tunnels sowie des davor liegenden Viadukts statt. Die Arbeiten wurden dort nur in den Nachtstunden durchgeführt und die Streckenabschnitte am Tag wieder für den Verkehr freigegeben, damit sich keine Staus bilden. Auf Süd-Tiroler Seite werden solch große Arbeiten hingegen auch tagsüber durchgeführt, mit teils wochenlangen Sperren einer Spur. Bei der Sanierung der Dehnungsfugen auf Viadukten werden in Österreich oftmals sogenannte Fly-overs eingesetzt. Das sind Stahlrampen, über die der Verkehr weiterfließen kann. In Süd-Tirol wird hingegen die Spur während der Bauarbeiten gesperrt.
Unterschiedliche Verkehrsregeln.
Auf Nord-Tiroler Seite der Brennerautobahn, in Deutschland und anderen europäischen Ländern gilt bei stockendem Verkehr die Rettungsgasse. Das heißt, die Autofahrer auf der linken Spur fahren ganz nach links und jene auf der rechten Spur ganz nach rechts auf den Pannenstreifen. Dadurch bildet sich in der Mitte eine Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge. Auf Süd-Tiroler Seite gilt diese Regel nicht und stattdessen nur der Pannenstreifen. Dies führt zu chaotischen Situationen die zusätzlich zur Staubildung beitragen, da einige Autofahrer eine Rettungsgasse bilden und andere hingegen in die vermeintlich freie Mittelspur hineinfahren. Auch für Einsatzfahrzeuge gibt es dann überhaupt kein Durchkommen mehr.
Fehlende Koordinierung zwischen A22 und A13.
Insbesondere für die A22 hört die Welt am Brenner auf. Ein koordiniertes Vorgehen der beiden Autobahnabschnitte (A13 und A22) in punkto Verkehrsplanung, Stauvermeidung und Ausweichrouten ist nicht vorhanden. Staus, Unfälle, Behinderungen durch Schneefall usw. werden auf den digitalen Anzeigen nur bis zum Brenner angezeigt. Man läßt Autofahrer damit oft blind in Staus hinter dem Brenner hineinfahren. Laut Auskunft des ehemaligen Präsidenten der Brennerautobahngesellschaft wurde vor einigen Jahren zwar ein Konzept für die Absprache von Baustellen zwischen München und Verona ausgearbeitet, dieses wurde aber nie umgesetzt.
Überlastung zu Stoßzeiten.
Ein erheblicher Teil der Staubildung ist auch auf die Überlastung der Autobahn zu Stoßzeiten zurückzuführen. An starken Reisetagen haben viele Autofahrer die Angewohnheit, zur selben Zeit in den Urlaub zu fahren. Eine Verschiebung um wenige Stunden würde eine bessere Verteilung des Verkehrsflusses über den gesamten Tag bringen und somit die überlastungsbedingte Staubildung massiv reduzieren.
Um all diese Probleme zu lösen, die für die Staubildung maßgeblich mitverantwortlich sind, hat die Süd-Tiroler Freiheit ein Verkehrskonzept ausgearbeitet, welches die Grundlage für den genehmigten Landtagsbeschluss bildete. Dieses Konzept gilt es endlich umzusetzen:
Gesamtkonzept:
Staufreie Brennerautobahn (A13 & A22).
1. Einführung eines einheitlichen Mautsystems für die gesamte Brennerautobahn. Auf den Autobahnen der Europaregion Tirol gelten heute drei verschiedene Mautsysteme (Vignette, Maut Europabrücke, Maut Brennerautobahn). Durch eine Vereinheitlichung würde die Staubildung vor den Mautstellen wegfallen. Wenn es heute möglich ist, mit einem Skipass mehrere Skigebiete zu nutzen und mit einem Zugticket in mehreren Ländern zu reisen, muss dies auch auf der gesamten Strecke der Brennerautobahn möglich sein. Die von der EU geplante Vereinheitlichung des Mautsystems in Europa bietet dazu eine gute Gelegenheit.
2. Koordinierung und gemeinsame Planung aller Baustellen auf und entlang der Brennerautobahn. Bauarbeiten auf der A22, der Brennerstaatsstraße, der A13 und der Brennerbundesstraße müssen vorab einer gemeinsamen verkehrstechnischen Bewertung unterzogen und aufeinander abgestimmt werden. Parallele Baustellen in bestimmten Streckenabschnitten sowie Bauarbeiten an starken Reisetagen sollen damit vermieden werden.
3. Nachtbaustellen. Die Unterbrechung einer Spur für Bauarbeiten sollte nur mehr in den Nachtstunden erfolgen. Tagsüber müssen Baustellen zurückgebaut werden oder wo möglich durch sogenannte Fly-over überbrückt werden, damit der Verkehrsfluss besonders an starken Reisetagen nicht behindert wird.
4. Koordinierte Verkehrsbeeinflussungsanlage. Die gesamte Brennerautobahn (A13 und A22) sollte mit einer einheitlichen und koordinierten Verkehrsbeeinflussungsanlage (digitale Anzeige über der Fahrbahn) ausgestattet werden, die den Verkehr z.B. durch eine Temporeduzierung bei Staugefahr reguliert. Internationale Studien belegen, dass Temporeduzierungen zu Stoßzeiten den Verkehr flüssiger machen und Unfälle reduzieren. Diese Regulierung des Verkehrs über die gesamte Strecke wäre wesentlich effektiver, als einfach nur in Sterzing Mauthäuschen zu schließen und dahinter ein Verkehrschaos zu verursachen. Zudem könnten mit diesen Verkehrsbeeinflussungsanlagen Informationen über Schneefall, Unfälle, Ausweichrouten usw. für die gesamte Strecke vermittelt werden.
5. Einheitliche Verkehrsregeln. Für die gesamte Strecke der Brennerautobahn (A13 und A22) müssen dieselben Verkehrsregeln gelten. Insbesondere in den Bereichen Tempolimits, LKW-Überholverbot und Rettungsgasse.
6. Tourismusgesteuerte Verteilung der Stoßzeiten. Über eine gezielte und aufeinander abgestimmte Kampagne der Torismuswerbung in den einzelnen Tiroler Landesteilen, sollten Gästeschichten dazu angeregt werden, bestimmte Tageszeiten für die An- und Abreise zu vermeiden.
L.-Abg. Sven Knoll,
Süd-Tiroler Freiheit.