Sie war mutig, lebensfroh, feinsinnig, unbeugsam: Angela Nikoletti. Vor 90 Jahren, am 30. Oktober 1930, endete das Leben Nikolettis mit nur 25 Jahren. Sie setzte sich als Katakombenlehrerin in der dunklen Zeit des Faschismus für den Erhalt der deutschen Sprache und der Tiroler Kultur in Süd-Tirol ein. Die Bezirksgruppe Unterland/Überetsch der Süd-Tiroler Freiheit erinnert in Dankbarkeit und Demut an den Menschen Nikoletti, an ihr Opfer und an ihr Vermächtnis.
Lehrerin werden: Das war der Traum, der in Margreid geborenen Angela Nikoletti. Doch die Epoche sollte ihr eine „normale“ Anstellung verwehren. Nach der Machtergreifung der Faschisten, der „Lex Gentile“ und dem Verbot der deutschen Schule wehrten sich mutige Frauen und Männer um Kanonikus Michael Gamper gegen die kulturelle Vernichtung und unterrichteten die deutsche Sprache geheim: in Scheunen, Dachkammern, Kellern, Bauernstuben. „Jede Hütte, jedes Haus muss zum Schulhaus, jede Stube zur Schulstube werden“, lautete der eindringliche Appell Gampers.
Eine, die diesem Aufruf beherzt folgte, war Nikoletti. Immer wieder wurde sie für ihren Ungehorsam und ihren Katakombenunterricht von den Faschisten aufgespürt, verhört, bedroht, eingesperrt und ihres geliebten Heimatdorfes Kurtatsch verwiesen. Und immer wieder trotzte sie den Machthabern. Für ihre angeschlagene Gesundheit war das alles aber zu viel: Am 30. Oktober 1930 endete, nach jahrelanger Krankheit, Nikolettis junges Leben.
Ihr Vermächtnis, und jenes der fast 500 Katakombenlehrerinnen und – lehrer, ist für die Süd-Tiroler Freiheit Mahnung und Auftrag: „Die hart erkämpfte deutsche Schule darf nicht dem Zeitgeist geopfert und durch langfristig unumkehrbare Sprachexperimente gefährdet werden. Das Recht zum Gebrauch der eigenen Muttersprache muss verteidigt und jeden Tag aufs Neue behauptet werden“, betont die Bezirksgruppe.
Stefan Zelger, Mitglied der Bezirksgruppe Unterland/Überetsch der Süd-Tiroler Freiheit.
Werner Thaler, Bezirkssprecher der Süd-Tiroler Freiheit im Unterland/Überetsch.