Straßenbenennung nach Daprà wäre starkes Zeichen gegen Straßenmob, Gewalt und Faschismus – Mit einer Messe im Bozner Dom und einer Kranz-Niederlegung am Peter Mayr-Denkmal erinnerten heute Vormittag der Südtiroler Heimatbund und Schützenabordnungen aus dem ganzen Land, die Kompanien Bozen und Gries sowie eine Schützenabordnung aus dem Fleimstal an den beim Messeumzug 1921 schwer verletzten und dann verstorbenen Giovanni Battista Daprà.
Stellvertretend für die Bürgermeisterin, Frau Maria Chiara Deflorian nahm Professor Giorgio Trettel als Vertreter der Gemeinde Ziano und für die Gemeinde Bozen Vizebürgermeister Luis Walcher teil. Unter den Teilnehmern war auch der Landtagsabgeordnete Andreas Leiter Reber und der Heimatkundler Georg Hörwarter.
Nach der Hl. Messe versammelten sich alle zur gemeinsamen Gedenkfeier, die mit einer kurzen Ansprache von Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes, begonnen wurde.
Er erinnerte vor dem Peter Mayer Denkmal bei der Bozner Pfarrkirche an die Einsegnung des damals beim Messeumzug ermordeten Lehrers Franz Innerhofer und an den Bozner Knüppelsonntag im Februar 1960, als vor dem Denkmal nach der Messfeier von der italienischen Polizei wahllos auf die Kirchenbesucher eingeschlagen wurde.
Sie hatten keine Beleidigungen gegen die andere Volksgruppe geschrien, keinen verbotenen Gruß gezeigt, keine Flaschen auf die Polizei geworfen, keine Schäden verursacht, sondern nur an einer Messfeier teilgenommen. Viele wurden verletzt, zahlreiche verhaftet. Am faschistischen Siegesplatz wurde unter dem Deckmantel des Sports vor einigen Tagen wieder einmal die Narrenfreiheit der anderen aufgezeigt. Wird es auch heute Abend dazu kommen?
Zum Abschluss eine Bitte an die hier Anwesenden hohen Vertreter von Ziano und Bozen: Es wäre ein starkes Zeichen gegen Straßenmob, Gewalt und Faschismus, wenn in beiden Gemeinden eine Straße nach Giovanni Battista Daprà benannt würde, so Lang zum Abschluss seiner Ansprache.
Pfarrer Vitos Dejaco und sein Kooperator sprachen dann ein Gebet für alle Verfolgten der Diktaturen und segneten den Kranz für Giovanni Battista Daprà und allen Opfern des Faschismus.
Rodolfo Weber, Hauptmann der Fleimstaler Schützen und Adjutant des Bozner Schützenmajors bedauerte:
100 Jahre! Dies ist die Zeit, die es gedauert hat, die Wahrheit über Giovanni Battista Daprà herauszufinden. Eine noch unvollendete Geschichte, voller Mysterien, verursacht durch die Angst vor den 1921 grassierenden faschistischen Truppen.Ein Schatten hinter Franz Innerhofer, dem heute Erinnerung und Gerechtigkeit gebührt. Eine von den Menschen vergessene Seele, die in diesen tragischen Tagen im totalen Leiden von Familie und Freunden präsent ist, die gezwungen sind, einen Mann heimlich zu begraben, der nach einem langen Leben durch den ersten Terroranschlag in der Geschichte unserer Region auf tragische Weise getötet wurde.Auch in der Provinz Trient kam es zur Unterdrückung derer, die sich ihnen entgegenstellten, indem sie ihre Tiroler Identität markierten.
Männer und Frauen, die plötzlich verschwanden, Lehrer und Lehrer inhaftiert und verbannt, von denen es jahrelang keine Nachrichten mehr gab und eine völlige Änderung der Ortsbezeichnung, aber noch schlimmer die erzwungene Italienisierung von Vor- und Nachnamen, wodurch die Identität der Menschen ausgelöscht und jede Erinnerung entleert wurde für nachfolgende Generationen.
Als Zeichen der Solidarität unter Tirolern überreichte Hauptmann Rodolfo Weber nach seiner Rede dem Obmann des Heimatbundes, Roland Lang, einen Schlagstock auf dem die Namen der beiden Opfer des Blutsonntages eingebrannt sind.
Unter dem Kommando des Bezirksmajor- Stellvertreters Reinhard Gaiser, wurden die Fahnen gesenkt und ein Kranz im Gedenken an Daprà niedergelegt.
Auf den Kranzschleifen standen die schlichten Worte: „In ehrendem Gedenken- Den Opfern des Faschismus“.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes