Folterbriefe - Teil 5

„Vom Kopf bis zum Unterleib“ – Der Brief von Viktor Thaler

Allgemein, Schlagzeilen

60 Jahre Feuernacht: Die Süd-Tiroler Freiheit veröffentlicht anlässlich dieses Jubiläums ausgewählte Briefe von Freiheitskämpfern, die in den Kasernen der Carabinieri schwer gefoltert wurden.

In den Briefen schilderten die Freiheitskämpfer die brutalen Misshandlungen, die sie erleiden mussten. Sepp Mitterhofer, selbst schwer misshandelt, sagte einst: „Wenn man diese Briefe liest, so gewinnt man den Eindruck, man blättere in einem Drehbuch eines Horrorfilms. Das wäre weiter nicht schlimm. In diesem Fall ist es allerdings tragisch, weil es kein Roman ist, sondern nackte Wirklichkeit und es uns Südtiroler betrifft.“ Zwei Süd-Tiroler, Franz Höfler und Anton Gostner, starben an den Folgen der Folterungen. Viele trugen bleibende körperliche und seelische Narben davon. Die Folterknechte wurden für ihre Taten ausgezeichnet und befördert! Bis heute hat sich Italien für diese schweren Verbrechen nicht entschuldigt!

Die ausgewählten Briefe stammen aus dem Buch „Für die Heimat kein Opfer zu schwer / Folter – Tod – Erniedrigung: Südtirol 1961 -1969“. Das Buch von Dr. Helmut Golowitsch mit Hintergrundinformationen und vielen weiteren Folterbriefen kann im Webshop der Süd-Tiroler Freiheit erworben werden.

Der Brief wurde von dem damals 31-jährigen Traminer Bauern Viktor Thaler geschrieben, der am 18. Juli 1961 unrechtmäßig inhaftiert und gefoltert wurde. Sein Bericht lautet:

Ich möchte hiermit eine kurze und sachliche Schilderung über die Verhaftung und danfolgende Vernehmungen bei der Polizei, (Carabinieri) machen.
Ich wurde, am 18. 7. 1961 ungefer um 5 uhr Morgens aus meinen Bett raussgeholt, woh drei Polizisten mit angeschlagener Maschinenpistole mich aufforderten mittzugehen, auf meiner Frage wohin, haben sie mir ein paar heruntergehauen, wie ich mich abwaschen wolte haben sie, wieder angefangen, dreinzuschlagen, und einer sagte, Du bist mir Simpathisch, um wieder auf neue loßzuschlagen, daß wahr bei mir Zuhause in der Küche, als sie den Gekreuzigten in der Ecke sahen fingen sie an über unsehren Glauben zu schinpfen, daß es nimmer höher ging, nachher prachten sie mich nach Eppan zur Carabinieri Kaserne, das erst wahr das sie (immer Carabinieri) mir denn blauen Schurz vom Leibe rißen, mit den Worten (cuesto mi fa Scivo) (Anm.: korrekt müßte es lauten „questo mi fa schifo“ – „das ekelt mich an“) dann brachten sie mich in einer Kammer und warfen mir Sprengungen vor, von welchen ich keine Ahnung hatte, dann rißen sie mir die Hose runter, knöpfeten mir die Joppe zu und wieder fingen sie an zu schlagen es wahren über ein halbes dutzend von Carabinieri bei Kopf fingen sie an, bis zu Unterleib, ungefehr 2 bis 4 Stunden, die Drohungen die sie Aussprachen, ehrinnere ich mich nicht mehr an alle, nur einiege werde ich mein Leben lang nicht vergessen, darunter, (Du, deine ganze Familie, ja die ganzen Südtiroler, gehörten auszurotten) daraufhin unterschrieb ich ein Protokoll, daß in Italienischer Sprache geschrieben wahr, obwohl ich diese Sprache nicht behersche, unter diesen Umständen hätte ich alles unterschrieben, wasß sie mir vorwarfen.
Als ich schon in Bozen in Gerichtsgefängnis wahr holten sie mich, mit anderen nach Eppan, woh sie uns die ganze Nacht drohten, Tags darauf brachten sie uns nach Neumarkt, zur gegenüberstelung mit Kurtatscher, dann brachten sie mich wieder nach Bozen ins Gefängnis, wo ich bis heute auf meiner Freiheit warte, leider vergebens, obwohl es schon über ein halbes Jahr ist, daß ich Verhaftet wurde.
Gerichtsgefängnis Bozen, am 28.01.1962
Thaler Viktor

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