Folterbriefe - Teil 7

„Mit Zange Finger gequetscht“ – Der Brief von Hermann Anrather

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Folterbriefe - Teil 7

„Mit Zange Finger gequetscht“ – Der Brief von Hermann Anrather

60 Jahre Feuernacht: Die Süd-Tiroler Freiheit veröffentlicht anlässlich dieses Jubiläums ausgewählte Briefe von Freiheitskämpfern, die in den Kasernen der Carabinieri schwer gefoltert wurden.

In den Briefen schilderten die Freiheitskämpfer die brutalen Misshandlungen, die sie erleiden mussten. Sepp Mitterhofer, selbst schwer misshandelt, sagte einst: „Wenn man diese Briefe liest, so gewinnt man den Eindruck, man blättere in einem Drehbuch eines Horrorfilms. Das wäre weiter nicht schlimm. In diesem Fall ist es allerdings tragisch, weil es kein Roman ist, sondern nackte Wirklichkeit und es uns Südtiroler betrifft.“ Zwei Süd-Tiroler, Franz Höfler und Anton Gostner, starben an den Folgen der Folterungen. Viele trugen bleibende körperliche und seelische Narben davon. Die Folterknechte wurden für ihre Taten ausgezeichnet und befördert! Bis heute hat sich Italien für diese schweren Verbrechen nicht entschuldigt!

Die ausgewählten Briefe stammen aus dem Buch „Für die Heimat kein Opfer zu schwer / Folter – Tod – Erniedrigung: Südtirol 1961 -1969“. Das Buch von Dr. Helmut Golowitsch mit Hintergrundinformationen und vielen weiteren Folterbriefen kann im Webshop der Süd-Tiroler Freiheit erworben werden.

Der Brief wurde von dem aus Kurtatsch stammenden Hermann Anrather geschrieben. Er wurde am 16. Juli 1961 von den Carabinieri verhaftet.

Ich, Hermann Anrather, Sohn nach Josef und der Albina Gruber geb. am 16. Mai 1930 in Kurtatsch wohnhaft in Kurtatsch.
Obgenanter wurde am 16. Juli 61 in Kurtatsch von den Carabinieri von Kurtatsch verhaftet. Es war 7 h Morgens. Von jener Stunde an wurde ich verhört und dauernd geschlagen. Ich mußte, mit der linken Hand oben, stehen, und man hatte mir dauernd mit der Hand und Faust ins Gesicht geschlagen u. ins Gesicht gespien. Mit einen vierkantigen Stock schlug man mir auf den Händen, Unterarm u am Oberschenkel weil ich nicht imstande war gerade zu stehen. Obwohl Sie wusten vom Gemeindearzt (ein Wort unleserlich) das ich eine schwere Operazion hinter mir habe. Es wurde im Jahre 1955 die rechte Niere mir herausgenommen. Dies alles dauerte bis zirka 11.45 h. Dan bis am Abend deselben Tages mußte ich stehen und zeitweilig mit den linken Arm erhoben. Zirka um 18 h gab man mir das erste Essen, das schon Stunden neben mir stand und nicht essen konnte weil ich völlig erschöpft war. Am folgenden Tag am 17. Juli zirka um 12 h, wurde ich wieder entlassen.
Um 22.30 h am selben Tag wurde ich wieder von den selben Carabinieri verhaftet. Wurde zirka eine Stunde lang ohne Rüksicht geschlagen wie am Vortage. Zusezlich gab man mir Fustritte und schlug man mir mit der Faust an dem Geschlechtsteil.
Mit einer Zange hate man mir die Finger gequetscht, sowie bei den Haaren gezogen das dem Carabiniere ein Handvoll Haare in die Hand gebliben ist. Als ich vertig und erschöpft war, wurde mir mein erstes Protokol geschrieben, wo ich auch zugegeben hätte das ich meine Mutter umgebracht habe, wen sie mich danach gefragt hätten. Am folgenden Morgen ward ich in ein Zimmer gebracht, wo noch Blutfleken von meinen Mitverhafteten Orian Josef, Anegg Josef und Pomella Adolf sichtbar waren. Habe mit meinen eigenen Augen gesehen wie Orian mit einem Teppichklopfer auf den nakten Leib geschlagen wurde sowie auch auf den Kopf.
Das Wimmern und schmerzliche Stönen der Mishandelten übertönte oft das gellende Geschrei des dort fortwärend laufenden Gramophons. Nach allem wurden wir alle genanten nach Neumarkt ins Gefängnis überführt, wo wir von den Carabinieri gedroht wurden nach Eppan zu überführen um von neuem Mishandelt zu werden.
Im Neumarkter Gericht wurden wir vom Gerichtsarzt aus Padua untersucht und wegen den Mishandlungen vernomen. Dort haben wir uns alle gesehen auch zum Teil mit ganz blau geschlagenen Körpern.
Hermann Anrather

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