Südtiroler Heimatbund

Ein Beute-Prunkmantel als Denkanstoß

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Ein Beute-Prunkmantel als Denkanstoß

In Meran-Obermais ist in der Museums-Villa Freischütz eine von dem Südtiroler Historiker Hannes Obermair und der Berliner Kuratorin Ariane Karbe gestaltete Sonderschau zu sehen, welche dem Andenken des im Juli 2021 verstorbenen italienischen Zeithistorikers Angelo Del Boca gewidmet ist, der die italienische faschistische Kolonialzeit kritisch aufgearbeitet hat. In dieser Ausstellung wird ein äthiopischer Prunkmantel gezeigt, wie er von dem äthiopischen Kaiserhaus an verdiente Krieger verliehen wurde. Dieser war wahrscheinlich von dem im militärischen Überfall auf Äthiopien eingesetzten italienischen General Enea Navarini, erbeutet in und in seinen damaligen Südtiroler Wohnsitz, die Villa Freischütz, mitgenommen worden. Dieser General hatte 1936 mit seinen militärischen Einheiten an dem Völkermord in Äthiopien mitgewirkt, wo gegen die einheimische Bevölkerung mit Giftgas und Brandbomben vorgegangen worden war.

Dazu hat die Ausstellungskuratorin Ariane Karbe dem „Südtiroler Heimatbund“ in einem Schreiben noch Folgendes mitgeteilt: „Ohne Vorwarnung oder Kriegserklärung, vor allem aber ohne Kriegsursache, hatten mehrere Hunderttausend italienische Soldaten die von Kaiser Haile Selassie I. befehligten äthiopisch-abessinischen Einheiten angegriffen. Innerhalb der rüstungstechnisch und organisatorisch stark überlegenen italienischen Verbände befanden sich auch Hunderte von Südtirolern, die ihrem Einrückungsbefehl Folge geleistet hatten. Anhand dieses einen Objektes stellt das Hausmuseum in Meran sich beispielhaft Fragen nach Verantwortung, Schuld und möglicher Wiedergutmachung.“

Über diese Ausstellung hat dankenswerter Weise die „Neue Südtiroler Tageszeitung“ am 3. September 2021 ausführlich berichtet und auch mitgeteilt, dass der Historiker Hannes Obermair nicht nur die Rückgabe des Beutestückes an Äthiopien befürwortet, sondern sich von der Ausstellung auch die Eröffnung einer Debatte über die italienische Kolonialzeit erhofft.

Dieser Hoffnung und Forderung schließt sich der „Südtiroler Heimatbund“ aus vollem Herzen an. Vor allem müssen auch die faschistischen Denkmäler endlich abgerissen und in Museen verbannt werden, welche bis heute die faschistischen Kolonialverbrechen lügnerisch verherrlichen.

In Bruneck steht bis heute ein Denkmal, welches laut Inschrift an den „unvergänglichen Ruhm der Alpini“ erinnert. Dieses Denkmal war zum Andenken an eine eigens zur Teilnahme an dem Völkermord-Unternehmen aus italienischen Truppenteilen errichtete Alpini-Division „Pusteria“ errichtet worden, deren Name vorspiegeln sollte, dass es sich um eine Südtiroler Einheit gehandelt habe.

In Bozen steht bis heute hinter dem faschistischen „Siegesdenkmal“ eine faschistische „Siegessäule“, deren Inschrift von dem „anerkennenden Rom“ den „Alto Atesini“ gewidmet ist, die für das römische „Impero“ gefallen seien.

Es wird langsam Zeit, dass unsere führenden Landespolitiker in Rom energisch für die Abschaffung dieser faschistischen Reliquien eintreten, statt unter friedlichem Zusammenleben mit der italienischen Volksgruppe nur die ständige Rücksichtnahme auf die Gefühle einiger unbelehrbarer Faschisten zu verstehen, erklärt Roland Lang, der Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ SHB.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

Roland Lang, Südtiroler Heimatbund
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