Dass es Landeshauptmann Kompatscher in Süd-Tirol nicht italienisch genug zugehen kann, stellt er durch seine politischen Entscheidungen ─ wie der Ablehnung des Begriffs Sudtirolo, der Ablehnung einer Begnadigung der Freiheitskämpfer und der Zurschaustellung der italienischen Fahne ─ immer wieder unter Beweis. Nun führt er aber auch noch das Werk von Tolomei bis auf den letzten Berggipfel fort. In einer offiziellen Stellungnahmen gedenkt Kompatscher heute an die Auffindung des Ötzi vor 30 Jahren auf dem „Giogo di Tisa“. Ein Begriff, der nicht einmal im faschistischen Prontuario von Tolomei aufscheint.
Den faschistischen Begriff „Passo di Tisa“ gibt es nur für das Hauslabjoch, nicht aber für das Tisenjoch, an dem Ötzi gefunden wurde. Selbst „Passo di Tisa“ wird inzwischen aber kaum mehr verwendet und scheint sogar in italienischen Karten als Hauslabjoch auf. Den von Kompatscher zitierten „Giogo di Tisa“ ─ der wohl von einem übereifrigen Beamten dazuerfunden und nach der Auffindung von Ötzi bewusst verbreitet wurde, um der Fundstelle einen italienischen Namen zu geben ─ gibt es amtlich gar nicht.
Wenn Landeshauptmann Kompatscher nun aber diese zusätzliche Erfindung selbst verbreitet und aus der Ötzi-Fundstelle am Tisenjoch ein „Giogio di Tisa“ macht, untergräbt er damit alle politischen Bemühungen zur Abschaffung der faschistischen Begriffe, die nicht einmal die Italiener kennen und benutzen.
Gerade vom Landeshauptmann würde man sich im Umgang mit den historischen Ortsnamen mehr Sensibilität erwarten, ansonsten kann er gleich Ötzi mit „Venosti“ übersetzen, denn schließlich haben die Faschisten die Ötztaler Alpen ─ die Ötzi seinen Namen gaben ─ in Alpi Venoste umbenannt.
L.-Abg. Sven Knoll,
Süd-Tiroler Freiheit.