Vor genau 50 Jahren, am 20. Jänner 1972, trat das Zweite Autonomiestatut in Kraft. Obwohl die große Mehrheit der Süd-Tiroler damals die Selbstbestimmung wollte, stellte das Zweite Autonomiestatut einen bedeutenden Fortschritt zur vormals rechtlosen Situation der Süd-Tiroler dar. Grund zum Feiern besteht heute dennoch nicht!
Denn täglich muss um die Einhaltung der Autonomie gekämpft werden. Der Proporz und das Recht auf Gebrauch der deutschen Muttersprache – sei es im Gesundheitswesen, bei der Post, bei den Ordnungskräften oder bei anderen Behörden – bestehen oft nur noch auf dem Papier. Zudem werden zahlreiche öffentliche Dienstleistungen zentralisiert und digitalisiert. Diese Digitalisierung geht oft mit Italianisierung einher.
Aber auch in anderen wichtigen Bereichen, wie den Finanzen, dem Umweltschutz, dem Ehrenamt, der Schulbildung oder dem Gesundheitswesen zeigt sich, wie schwach die Autonomie in zentralen Lebensbereichen ist. Das letzte Wort hat Rom! Das Schlagwort von der „weltbesten Autonomie“ hat mit der Realität nichts zu tun. Länder wie Åland zeigen hingegen, wie eine wirkliche Modellautonomie aussieht.
Aus diesen Gründen gilt es, die bestehenden autonomen Rechte vehement zu verteidigen und stetig auszubauen. Letztendlich darf aber nie vergessen werden, warum es zur Autonomie gekommen ist und was sie definiert: Die Autonomie ist ein ethnisches Schutzinstrument zum Schutz der österreichischen Minderheit in Italien, der deutsch- und ladinischsprachigen Süd-Tiroler. Der beste Schutz vor Italien wird aber immer sein, nicht zu Italien zu gehören!
Stefan Zelger, Mitglied der Landesleitung der Süd-Tiroler Freiheit.