Am 10. Februar findet wie alljährlich das Gedenken an Tausende von Italienern statt, die für die Verbrechen der Faschisten an den in den istrischen und dalmatinischen Küstengebieten lebenden Volksgruppen bezahlt haben. Erinnert sei auch an den sehr oft unfreundlichen Empfang der Flüchtlinge in Italien. Eine Delegation des SHB hat im Gedenken an alle Opfer heute um 8 Uhr am erneuerten Denkmal für die Foibe-Opfer ein Blumengebinde niedergelegt.
Großes Lob zollt der Südtiroler Heimatbund Bürgermeister Caramaschi und Vizebürgermeister Walcher. Die Organisation mehrerer Ausstellungen zur Judenverfolgung durch die faschistische und nationalsozialistische Diktatur vor und während des Zweiten Weltkrieges sowie die Errichtung einer Stele für die Geschwister Scholl zeigen, dass Bozen nicht umsonst mit dem Titel „Stadt der Erinnerung 2022“ ausgezeichnet wurde. Nahtlos reiht sich hier auch die Erneuerung des Denkmals für die Opfer der Karsthöhlen ein.
Im Oktober dieses Jahres gedenkt Südtirol des Überfalls der Faschisten auf Bozen, der zur Generalprobe für den Marsch auf Rom und durch das feige Handeln des italienischen Königs zur Machtergreifung des Faschismus führte. Der Südtiroler Heimabend hat dazu der Gemeinde Bozen die gemeinsame Anbringung einer Gedenktafel, an der damals von Schwarzhemden besetzten „Kaiserin Elisabethschule“ in der Sparkassestraße vorgeschlagen.
Wie in Südtirol wurde über Jahrzehnte mit Gewalt und Unterdrückung versucht, den dortigen einheimischen Slowenen und Kroaten, besonders nach der Machtübernahme der Faschisten, ihre nationale Identität und Sprache zu rauben und sie zu Italienern zu machen. Mehr als 5000 Italiener, darunter viele Kinder und Frauen, wurden danach in diesem Gebiet Opfer feiger Rache, die hauptsächlich durch das faschistische Regime ausgelöst wurde.
Sehr viele Flüchtlinge aus dem istrischen und dalmatinischen Gebiet haben in Südtirol eine neue Heimat gefunden und die sich gut integriert. Dazu zählt auch, dass sie verstanden haben, dass auch Südtirol seine eigene Geschichte hat und vom Faschismus terrorisiert wurde wie damals die Kroaten und Slowenen.
Ein Makel in der italienischen Geschichte wird für immer auch der unmenschliche Empfang der Flüchtlinge aus den seit dem 10. Februar 1947 zu Tito- Jugoslawien gehörenden Gebieten sein. Hier genannt sei nur die Drohung der italienischen Eisenbahnarbeiter in Bologna, in einen Streik zu treten, sollte der Flüchtlingszug im Bahnhof stehenbleiben. Dann schmissen sie die Behälter mit Milch um, die für die Frauen und hungrigen Kinder im Flüchtlingszug vorbereitet waren.
In den Häfen von Bari und Venedig wurden die italienischen Flüchtlinge aus dem Balkan von vorwiegend linken Landsleuten mit Beleidigungen, Pfeifkonzerten und Spucke empfangen. Flüchteten diese armen Menschen ihrer Meinung nach doch vor dem kommunistischen Arbeiterparadies des Diktators Tito. Etwa 350.000 Italiener wurden in dieser Zeit aus ihrer Heimat vertrieben!
Es ist höchst verwerflich und politisch keinesfalls nachvollziehbar, wenn man in Rom italienischen Opfer gedenkt und im Gegenzug dazu die 30.000 von den Faschisten ermordeten Menschen ausklammert. Auch in dem in Blumau errichtete faschistische Konzentrationslager „Campo Isarco“ wurden viele Slowenen und Kroaten interniert.
Die mangelnde Solidarität mit den einfachen Flüchtlingen, deren einziges Vergehen zu ihrer Vertreibung oft nur die italienische Muttersprache war, wird von der offiziellen italienischen Geschichtsschreibung bis heute verschwiegen oder beschönigt.
Auch an die Tausenden von deutschen Soldaten, Volksdeutschen, Kroaten usw., die in die Karsthöhlen geworfen wurden, sollte zumindest in Bozen gerechterweise auch gedacht werden.
Denn um eine Wiederholung in der Geschichte zu vermeiden, muss man auch die eigene, wenngleich häufig auch leidvolle Historie anerkennen und nicht nur mit dem Zeigefinger auf andere zeigen. Erst wenn dies der Fall ist, kann man ein friedliches Miteinander aufbauen oder anpeilen.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes