Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes und Mitbegründer des Gedenkkomitees KZ Campo d’Isarco war sichtlich erfreut als er gestern abends in Blumau zahlreiche Teilnehmer aus allen Teilen des Landes begrüßen konnte, die zur Gedenk- und Mahnwache gekommen waren. Es war ein eindrucksvolles Zeichen gegen die Schrecken der Kriege und zur Erinnerung an die Opfer von Gewalt und Faschismus und für das Recht der Völker auf Selbstbestimmung. In seiner Ansprache bedauerte er die Abwesenheit des italienischen Partisanenverbandes ANPI.
Der Gedenkstein in Blumau erinnert an das früher von 66 Scharfschützen – darunter Soldaten der berüchtigten Alpini-Division Pusteria – streng bewachte KZ Campo di concentramento Prato d‘Isarco, das mit dem beginnenden Zweiten Weltkrieges (1. September 1939) auf Anordnung des italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolinis, des Hochkommissars für die Umsiedlung der Südtiroler ins Dritte Reich, Guido Buffarini-Guidi, und des Präfekten Agostino Podestà auf dem 12 Hektar großen Wirtschaftsgelände der ehemaligen Bierbrauerei in Blumau errichtet wurde. Agostino Podestà hatte vorher bereits am Aufbau des KZ von Colfiorito bei Perugia entscheidend mitgewirkt. Im KZ wenige Kilometer vor der Stadt Bozen waren unter miserablen Bedingungen von Neujahr 1941 bis Ende 1943 zwischen 400 und 3.000 slawische Regime-Gegner und alliierte Kriegsgefangene interniert.
Wie ein ehemaliger Rekrut der faschistischen Avantgardisten aus dem Trentino in seinen Memoiren berichtet hatte, wurden die im Lager in dunkelbrauner Häftlingsuniform gekleideten und festgehaltenen Männer als „Parasiten“ (“Pidocchi”), „Lausbefallene“ bezeichnet. Sie waren von den Faschisten mit rudimentären Bauwerkzeug angewiesen worden, Schwerstarbeiten beim Bau des Virgel Tunnels und Teilstrecken der Völser- und Brennerstraße zu verrichten.
Der seit 2018 bestehende KZ-Gedenkstein in Blumau stellt in Südtirol ein wirksames Symbol gegen Faschismus und Krieg dar, so Roland Lang.
Ich bin jedes Jahre, wenn es mir möglich ist, bei der Gedenkfeier für die Internierten des Durchgangslagers Bozen in der Reschenstraße dabei. Gut sichtbar tritt dort immer auch die Partisanenbewegung ANPI auf. Gerne würde ich sie auch hier beim Gedenkstein des faschistischen KZ Campo Isarco begrüßen. Denn Geschichtsaufarbeitung darf nie einseitig sein, erklärte der SHB-Obmann.
Ich möchte hier noch die Gelegenheit nutzen, Sie alle zur Großkundgebung „100 Jahre faschistischer Marsch auf Bozen, gegen Faschismus für Tirol“ am 1. Oktober mit Beginn um 18 Uhr in Bozen, Rathausplatz, herzlich einzuladen, schloss der SHB-Obmann Roland Lang.
Albin Kofler, Bürgermeister der Gemeinde Kardaun, fand Worte des Lobes für den Einsatz des Gedenkkomitees. Die Bedeutung des italienischen Konzentrationslagers müsse wachgehalten werden.
Der Welschtiroler Buchautor Carlo Simeoni rief zu mehr Zivilcourage auf.
Anche se veniamo privati della libertà fisica non dobbiamo rinunciare alla libertà intellettuale (Auch wenn wir der körperlichen Freiheit beraubt werden, dürfen wir die geistige Freiheit nicht aufgeben). Se non abbiamo il coraggio di dire chi siamo, da dove veniamo, e dove vogliamo andare, siamo solo delle bandiere senza colore che sventolano secondo la brezza……. (Wenn wir nicht den Mut haben zu sagen, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen wollen, sind wir nur farblose Fahnen, die im Wind wehen), so der Schriftsteller.
Dr. Maximilian Unterrichter, Umweltexperte und ebenfalls Buchautor, stellte die Frage, wollen wir an die faschistische und nationalsozialistische Gewalt erinnern, damit sie nie wieder vorkommt? Dann lasst uns den jungen Menschen die echte Geschichte beibringen, auch wann sie uns weh tut, lasst uns ihnen Respekt für diejenigen beibringen, die anders sind, lasst uns ihnen die Liebe zu dieser wunderbaren Heimat beibringen!
Nach der Kranzniederlegung sprachen die Wortgottesdienstleiter Hiltraud Erschbamer, langjährige Landesbäuerin, und Karl Schroffenegger, ehem. Hauptmann der Schützenkompanie Gummer ein Gebet.
Das Schlusswort hielt Karl Saxer, Gemeinderat von Karneid und Mitbegründer des Gedenkkomitees „KZ Campo d’Isarco“. Er erinnerte an die Bedeutung des Gedenksteines und fordert alle auf verstärkt sich gegen den politischen Extremismus und für eine sichere Zukunft Südtirols zu engagieren.
Zum Abschluss spielte der junge Ziehharmonikaspieler, Josef Pliger aus Jenesien, die Landeshymne.
Für das Gedenkkomitee
Roland Lang