Nachdem erst vor wenigen Tagen ein geologisches Gutachten für den Bau der Reschenbahn vorgelegt wurde, schreiten nun die Dokumentationsarbeiten für die zwischen 1918 und 1945 bereits gebauten und noch vorhandenen Streckenabschnitte zügig voran. Bei einer Geländebegehung konnte dabei ein weiterer Eisenbahntunnel der Reschenbahn wiederentdeckt werden. Auf den alten Bauplänen ist der Tunnel zwischen Nesselgarten und Neuem Zoll eingezeichnet, auch ein altes Photo aus dem Jahr 1918 belegt, dass mit dem Bau des Tunnels bereits begonnen wurde. Was mit diesem Tunnel jedoch geschehen ist, wie weit gebaut wurde und ob er überhaupt noch vorhanden ist, all das war bisher unbekannt.
Kaum jemand weiß noch, wie weit die Bauarbeiten für die Reschenbahn bereits fortgeschritten waren und wie viele Strukturen noch immer vorhanden sind. Anhand der historischen Baupläne wird die Bahntrasse nun Stück für Stück rekonstruiert, um damit aufzuzeigen, welche Abschnitte bereits gebaut wurden und für einen Neubau sogar verwendet werden könnten. Gerade die Dokumentation der bereits gebauten Tunnels ist dabei eine wichtige Vorarbeit, die später viel Zeit und Geld spart.
Der wiederentdeckte Eisenbahntunnel ist in der damals typischen Sohlestollenbauweise errichtet und noch sehr gut erhalten. Im hinteren Drittel liegen sogar noch die Schienen, auf denen ein Bauwagen steht, Schaufeln, Werkzeugkasten und weitere Bauschienen lehnen an der Wand, gerade so, als ob die Arbeiten gerade erst eingestellt worden wären. Ein bemerkenswertes Zeitdokument sind auch die Inschriften der Bauarbeiter (zum Teil russische Kriegsgefangene) die sich mit kyrillischen Buchstaben an den Felswänden verewigt haben.
Neben den bereits dokumentierten Tunnels, Bahndämmen und Brückenfundamenten, ist die Wiederentdeckung dieses Eisenbahntunnels ein weiterer wichtiger Schritt. Die Linienführung des Tunnels entspricht zudem vollkommen den Empfehlungen des bereits veröffentlichten geologischen Gutachtens und unterstreicht damit dessen Bedeutung. Anhand der alten Baupläne gilt es nun auf der Strecke bis Tösens noch zwei weitere Tunnels zu suchen und zu dokumentieren. Dabei kann besonders auf die ortskundige Fachkenntnis des Hobby-Historikers und Eisenbahnexperten Erich Graber zurückgegriffen werden.
Sobald die gesamte Dokumentation abgeschlossen ist, werden die Ergebnisse öffentlich gemacht und den Vertretern des Landes und der Gemeinden zur Verfügung gestellt, sie sollen dann als konkrete Vorarbeit für eine Festlegung der Streckenführung der Reschenbahn dienen.
L.-Abg. Sven Knoll,
Süd-Tiroler Freiheit.