Zum Kulturerbe unseres Dorfes zählen zweifellos auch die lokalen, oft über Jahrhunderte bestehenden Wegverbindungen, von denen jedoch nicht wenige aus der Topographie der Landschaft verschwunden und in der Erinnerung der Menschen bereits verblasst sind.
Ein solches Schicksal betrifft in unserer Gemeinde auch die Kirchsteige. Die Kirchsteige sind Bestandteil unserer Kulturlandschaft und historisches Erbe unserer Vorfahren. Ein Teil dieser Kirchsteige sind heute noch erhalten, aber oft versteckt und kaum bekannt, manche sind zugewachsen. Diese wieder instand zu setzen und begehbar zu machen, bedeutet für die Einwohner unserer Gemeinde eine kulturelle Bereicherung.
Der Kirchsteig war ein öffentlicher Weg (meistens der direkte bzw. kürzeste zur Kirche) mit Sammelcharakter: Er diente dem sonntäglichen Gang zur Messe ins Dorf oder in die Fraktionskirche, auf ihm ging man dorthin zur Trauung, die Hebamme eilte auf ihm zur Gebärenden, das Neugeborene trug man auf ihm zur Taufe. Schüler benutzten den Kirchsteig als Schulweg. Die letzte Wegstrecke dieses irdischen Daseins war allemal die auf dem Kirchsteig, weshalb er nicht selten auch als Leichen- oder Totensteig bezeichnet wurde.
In den Zeiten der Mobilität sind auch die Rechte diesen Weg über Privatgrund begehen zu dürfen in Vergessenheit geraten, in den Flurnamen, die diese Steige bezeichnen, leben sie fort. z.B. Über Wege wurden die Verstorbenen aus den entlegenen Fraktionen zur Beerdigung ins Dorf gebracht, Totenrasten, ausgestattet mit einem Bildstock oder einem Kreuz, zeigen die Stelle an, an denen die Träger des Sargs rasteten.
Im Zeichen eines neuen Mobilitäts- und Gesundheitsdenken, wo aus Gründen der Nachhaltigkeit die Bevölkerung zur Bewegung in der Natur aufgerufen wird, sind die Öffnung und Pflege alter Kirchsteige sicher erstrebenswert. Der Weg zum Dorf, zur Schule oder Kirche kann damit wieder verkürzt werden.
Damit Wanderwege ganzjährig begehbar sind, kümmern sich in einigen Gemeinden auch freiwillige Helfer, sogenannte Wegepaten, um sie. Dies könnte auch für die Gemeinde Montan in Betracht gezogen werden.
Dies vorausgeschickt, möge der Gemeinderat
wie folgt beschließen:
- Der Gemeinderat spricht sich dafür aus die historischen Kirchsteige auf dem Gemeindegebiet von Montan zu erheben und zu kartieren.
- Für die Erhebung eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der Gemeinde, Pfarrgemeinderat, Alpenverein, Bauernbund, Förstbehörde usw. einzusetzen
- Wo möglich und sinnvoll die alten Kirchsteige in Rücksprache mit den Grundeigentümern wieder in Stand zu setzen und für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.
Heidi Seppi Lindner
Gemeinderätin der Süd-Tiroler Freiheit
Werner Thaler
Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit