Unter der Büste des Brixners Heinrich Sader (mit dem italienisierten Vornamen Errico) steht wörtlich: „Caduto in terra d’Africa per la più grande Italia“. Damit wird das Schicksal des bedauernswerten Heinrich Sader, der am 25. August 1931 im italienisch besetzten Libyen im Alter von 22 Jahren auf offener Straße durch einen Messerstich in den Rücken getötet wurde, dazu missbraucht, um die grausamen Eroberungskriege Italiens in Afrika zu glorifizieren.
Die Inschrift besagt, dass Sader für die italienische Großmannssucht in Afrika gefallen sei. Italien hat 1911 der Türkei den Krieg erklärt, um sich die türkischen Provinzen Cyrenaika und Tripolitanien mit Fezzan, das heutige Libyen, sowie die Inselgruppe des Dodekanes einzuverleiben.
Gerade am Friedhof sollte das christliche Gedenken an die Verstorbenen und nicht eine überholte faschistisch-imperialistische Aussage gepflegt werden.
Die imperialistische Aggression Italiens war mit schwersten Kriegsverbrechen verbunden, und auch nach dem Sieg über die Türkei musste Italien noch Jahrzehnte lang gegen die einheimische arabische Bevölkerung kämpfen, die sich gegen die italienische Fremdherrschaft wehrte. Dabei setzte Italien auch massenweise Giftgas ein und dezimierte die Bevölkerung durch Todesmärsche in die Wüste.
Heinrich Sader, der für Italien in den Krieg ziehen musste, ist vermutlich von einem libyschen Freiheitskämpfer getötet worden. Ihn heute noch als Kämpfer für das imperialistische „größere Italien“ zu bezeichnen, ist ein übler Missbrauch eines Toten, der sich nicht mehr wehren kann.
Die Gemeindeverwaltung von Brixen wäre gut beraten, sich an der Gefallenenehrung vor dem imperialistischen Denkmal nicht mehr zu beteiligen, solange es nicht durch eine andere Inschrift entschärft wird. Allen Gefallenen gebührt Ehre, aber keiner darf für imperialistische Aussagen missbraucht werden.
Dies vorausgeschickt beschließt der Gemeinderat:
Eine Erklärtafel am Grab von Heinrich Sader anzubringen, welche es historisch einordnet und somit das imperialistischen Denkmal entschärft.