In den ersten Jahren nach Andreas Hofers Tod in Mantua stand Tirol wieder unter fremder Herrschaft. Dies verhinderte klarerweise die Erfüllung des Landeswunsches nach einem Grab für den Freiheitskämpfer in seiner Heimat.
Als aber 1814 Tirol und die Lombardei wieder zu Österreich kamen, mehrten sich die Stimmen, die für den Tiroler Helden ein Grab in seiner Heimat forderten.
Auch die Tiroler Landstände sprachen wiederholt den gleichen Wunsch des ganzen Landes aus, doch ohne damit dem Ziel, eine Ehrenschuld Österreichs an einem der größten Söhne Tirols einzulösen, näherzukommen.
Lange verhallten auch die Rufe nach einem Tiroler Grab für Andreas Hofer in Wien ungehört, bis der kühne Entschluss einiger Tiroler Kaiserjägeroffiziere endlich eine Tatsache schuf. In Mantua war inzwischen das Grab des Sandwirts von jedem Tiroler und Österreicher besucht worden, der in die Stadt kam.
Schon 1814 hatte das Fennerjägerkorps gelegentlich einer vorübergehenden Garnison in Mantua auf Anregung des Tiroler Freiheitskämpfers Johann Gänsbacher auf dem Dienstweg um die Erlaubnis angesucht, Hofers Leichnam auszugraben und in die Heimat zu überführen. Der Bescheid lautete damals nicht abweisend, sondern nur auf günstigere Zeit vertröstend.
Zur Ausführung kam es dann auf dem Rückmarsch des 1. Kaiserjägerbataillons von Neapel nach Tirol im Jänner 1823, vor 200 Jahren.
Am Abend des 9. Jänner, den die Kaiserjäger als Rasttag in Mantua verbracht hatten, besprach sich Leutnant Georg Hauger mit mehreren Kameraden, den Hauptleuten Eduard Freiherr von Sternbach, Johann von Rumpelmayer, Alexander Chevalier de Rocqueville und Oberleutnant Josef Schön.
Georg Hauger hatte als junger Student den Tiroler Freiheitskampf mitgemacht und sich am 8. August 1809 beim Kampf um die Lienzer Klause rühmlich hervorgetan.
Hauptmann von Sternbach, ein gebürtiger Sterzinger, erstritt sich in der Leipziger Völkerschlacht 1813 durch eine kühne Reitertat das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens, Rumpelmayer und der Innsbrucker Schön dienten schon seit Jahren im Fennerjägerkorps und seit 1816 als Kaiserjäger. Alle diese Offiziere waren teilnehmende Zeitgenossen des Jahres 1809, jeder erglühte für Tirol und seinen heldenhaften Oberkommandanten.
Dem jäh aufleuchtenden Gedanken folgte die Tat; wenn, so musste rasch etwas geschehen, denn schon am nächsten Morgen um 6 Uhr stand das Bataillon abmarschbereit.
Schnell entschlossen suchten die fünf Offiziere zunächst das Grab Hofers auf. Gegen halb 10 Uhr abends kamen sie zur Wohnung des Pfarrers Anton Bianchi und begehrten Einlass. Der Priester öffnete trotz der späten Stunde.
Im Garten des Pfarrers fand sich bald bei Fackelschein die Grabstätte Hofers, die ein einfacher Stein bedeckte. Die fünf Offiziere suchten nun vom Pfarrer als Eigentümer des Gartens die Bewilligung zur Erhebung der Gebeine Hofers zu erlangen. Rumpelmayer erzählte später, er habe den Priester rundheraus um Erlaubnis gebeten und darauf ein kurzes „Wegen meiner!“ zur Antwort erhalten.
Um die Mitternacht war bereits eine tiefe Grube ausgehoben und noch immer fand sich keine Spur der Gebeine. Bald stieß der grabende Jäger auf die ersten Knochen. Hauger, der anatomische Kenntnisse besaß, stieg in die Grube und nach kurzer Zeit war das Skelett bloßgelegt.
Bei Kerzenschein erkannten die Offiziere in tiefer Ergriffenheit die Überreste des Helden; das Haupt und die Rippen zeigten die Spuren der tödlichen Kugeln, im flackernden Licht glänzten die tadellos erhaltenen Zähne, die Hände lagen kreuzweise übereinander. Hauger stellte nun die Gebeine fachkundig zusammen, die des Kopfes wurden mit besonderer Vorsicht in ein Taschentuch gebunden und dann alle mit besonderer Vorsicht in einem Sack und einer Truhe verwahrt.
Es war halb 2 Uhr früh geworden, bis die Offiziere und Soldaten mit den Überresten Hofers den Garten verlassen konnten. Am Morgen vor dem Abmarsch stellte Pfarrer Bianchi ein Zeugnis über die Echtheit der Gebeine Andreas Hofers aus.
Von Verona aus hatten die fünf Offiziere am 10. Jänner die Meldung über das Geschehen an das Kommando des ersten Bataillons zuerst mündlich und dann schriftlich erstattet. Diese Meldung gelangte im Wege des Regimentskommandos an das Landespräsidium, an den Hofkriegsrat und an Kaiser Franz.
Vom 1. bis 16. Februar 1823 blieb der Leichnam des Sandwirtes in der Propsteikapelle in Bozen aufgebahrt, nachdem der damalige Propst von Bozen, Alois dal Piaz, zur Übernahme der Gebeine mit Freuden bereit war.
In der Nacht des 17. Februar 1823, um 2 Uhr früh, wurde der Sarg unter dem Schutz der nächtlichen Dunkelheit aus der Bozner Propsteikapelle gehoben, unter Stroh und einer Decke versteckt, auf einen Leiterwagen verladen und durch den Bozner Müllermeister Malfertheiner in Begleitung eines Kreisamtsdieners nach Innsbruck überführt.
Hofers Gebeine waren in die Landeshauptstadt von Tirol heimgekehrt. Die festliche Beisetzung erfolgte dann am 21. Februar 1823 in der Innsbrucker Hofkirche.
Im Gedenken an die Heimkehr von Andreas Hofer nach Tirol vor 200 Jahren verteilt der Südtiroler Heimatbund kostenlos 200 „Andreas Hofer Kompasse“ an die ersten 200 Interessierten, die sich mittels SMS unter Angabe von Namen, Adresse, Postleitzahl und Wohnort am 10. Jänner ab 8 Uhr morgens bei folgender Telefon Nummer melden +39 327 71 44 518. Es werden nur vollständige Anschriften berücksichtigt. Die angegebenen Adressen werden nach der Zusendung gelöscht.
Hofers letzter Weg führte ihn von Mantua nach Norden, so wie auch die Kompassnadel seit jeher immer nach Norden zeigt. Auch wir sollten uns, wenn es um die Heimat geht, nach Norden orientieren.