Als inhaltlich völlig falsch bezeichnet der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, die Aussagen von Landeshauptmann Kompatscher zur doppelten Staatsbürgerschaft und zum Ehrenamt. Kompatscher redet bei der doppelten Staatsbürgerschaft Probleme herbei, die es gar nicht gibt und spricht von angeblichen Gefahren für die Autonomie, die rechtlich bereits längst widerlegt sind. Auch seine Aussagen zum Ehrenamt zeugen von Unkenntnis der Materie, denn wenn er die neuen staatlichen Bestimmungen für das Ehrenamt herabspielt und sich zur Aussage hinreißen läßt, dass sich die Vereine ja nicht in das staatliche Register eintragen lassen müssen, wenn ihnen die Arbeit zu viel ist, brüskiert er damit die vielen freiwilligen Vereine und Verbände in Süd-Tirol, die unter diesen Umständen schlichtweg nicht mehr weiterarbeiten können.
Doppelte Staatsbürgerschaft:
Es ist skurril, dass ausgerechnet Landeshauptmann Kompatscher, der mit seinen Corona-Maßnahmen die Süd-Tiroler Gesellschaft zutiefst gespalten hat, nun vor den Gefahren einer Spaltung der Gesellschaft durch die doppelte Staatsbürgerschaft warnt. Kompatscher verwechselt zudem die Ebene des kollektiven Minderheitenschutzes, welche völkerrechtlich durch das Autonomiestatut verankert ist, mit der Ebene des individuellen Entscheidungsrechtes, ob man eine zusätzliche Staatsbürgerschaft annimmt. Die Behauptung, dass es der Autonomie schaden würde, wenn nicht mindestens die Hälfte der Süd-Tiroler die Doppelstaatsbürgerschaft beantragt, ist somit nachweislich falsch und steht auch im völligen Widerspruch zur europäischen Entwicklung, da Doppelstaatsbürgerschaften ─ besonders für ethnische Minderheiten ─ in den allermeisten Ländern längst Realität sind. Wenn schon, sind die Aussagen von Landeshauptmann Kompatscher gefährlich für die Autonomie, denn Italien wird sich irgendwann fragen, ob der Schutz für die Süd-Tiroler als österreichische Minderheit überhaupt noch gerechtfertigt ist, wenn sogar der Landeshauptmann der Süd-Tiroler bei jeder Gelegenheit gegen die doppelte Staatsbürgerschaft arbeitet.
Ehrenamtliche Vereine:
Auch Kompatschers Aussagen zum Ehrenamt entbehren jeglicher Sachkenntnis. Die ehrenamtlichen Vereine wehren sich gegen die neuen staatlichen Bestimmungen, weil ihnen das Arbeiten durch die ausufernde Bürokratie unmöglich gemacht wird. Sich nicht in das staatliche Register eintragen zu lassen, ist keine Option, da dies von den Behörden heute vielfach vorgeschrieben wird, um überhaupt eine Veranstaltung organisieren zu können. Ohne die vielen freiwilligen Vereine und Verbände stirbt das kulturelle und soziale Leben in Süd-Tirol. Das hat auch Auswirkungen auf die Autonomie, da der Erhalt der kulturellen Identität ein wesentlicher Bestandteil der Autonomie ist.
Das Recht, frei über die eigene Identität und somit auch über die Wahl der Staatsbürgerschaft entscheiden zu können, ist ein individuelles Grundrecht jeder demokratischen Gesellschaft. Auch die Förderung der kulturellen und sozialen Eigenständigkeit ist eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Autonomie. Anstatt Energie damit zu verschwenden, gegen die doppelte Staatsbürgerschaft und gegen die ehrenamtlichen Vereine zu arbeiten, sollte der Landeshauptmann besser gemeinsam mit uns für die Interessen Süd-Tirols arbeiten.
L.-Abg. Sven Knoll,
Süd-Tiroler Freiheit.