Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet, wenn auch langsam, voran. Die jüngste Errungenschaft in Süd-Tirol war die Digitalisierung von Rezeptverschreibungen. Die politischen Weichen dafür wurden bereits vor zehn Jahren gestellt. Vor zwanzig Jahren wurde die Digitalisierung radiologischer Untersuchungen eingeführt, aber bis heute sind nur die sieben Krankenhäuser untereinander vernetzt. Die EU plant bereits im Jahr 2025 den Start eines europäischen digitalen Gesundheitsraums. Ist Süd-Tirol dafür gerüstet?
Der Plan besteht darin, ab dem Jahr 2025 über einen virtuellen Datenraum schnell und kostenlos auf Rezepte, Befunde und Röntgenbilder zugreifen zu können. Der Zugang zum Impfstatus, Laborergebnissen und Arztbefunden soll ebenfalls ermöglicht werden. Das Ziel ist es, EU-Bürgern die Möglichkeit zu geben, den gesamten EU-Raum für die Gesundheitsversorgung zu nutzen.
„Allerdings stellt sich die Frage, wie ein Datenraum dieser Größenordnung geschaffen werden kann, wenn bereits hierzulande die Vernetzung der Gesundheitseinrichtungen mangelhaft ist“, stellt Dr. Andreas Tutzer, Arzt und Mitglied des Hauptausschusses fest. Dr. Tutzer weist darauf hin, dass private Kliniken im Land keinen Zugang zu Befunden aus dem öffentlichen System haben. „Dadurch kommt es zu Verzögerungen in der Behandlung, es werden doppelte Wege zurückgelegt und Ressourcen werden verschwendet“, gibt Dr. Tutzer zu bedenken. „Zudem ist es seit geraumer Zeit nur noch in Ausnahmefällen erlaubt, dass Patienten von nicht-italienischen medizinischen Einrichtungen mitbehandelt werden. Eine EU-weite Vernetzung sieht anders aus!“
Die elektronische Gesundheitsstrategie ist in Österreich viel weiter fortgeschritten. Auch die Niederlande, Portugal und Dänemark sind Vorreiter. Sogar Deutschland orientiert sich mittlerweile an diesen Ländern. „Im Gegensatz dazu zeigt der italienische Gesundheitsdienst eine Tendenz zur Zentralisierung. Süd-Tirol sollte sich von Anfang an dem richtigen Partner für den Aufbau der E-Health-Strategie zuzuwenden, um beim Anschluss an Europa von Anfang an führend zu sein“, betont Dr. Tutzer abschließend.
Dr. Andreas Tutzer,
Mitglied des Hauptausschusses der Süd-Tiroler Freiheit.