Es hat uns die traurige Nachricht erreicht, dass ein treuer Sohn der Heimat uns am 9. Juni 2023 für immer verlassen hat. Der am 22. Juni 1939 geborene Traminer Anton Waid hatte in der Zeit des Südtiroler Freiheitskampfes Einiges erdulden müssen.
Im September 1960 war in Südtirol ein Mann namens August Stötter aufgetaucht, der zielstrebig Kontakte zu patriotischen Kreisen suchtet. Wie das Magazin „DER SPIEGEL“ in seiner Ausgabe Nr. 20/1964 enthüllte, handelte es sich bei Stötter ein um einen aus Augsburg stammenden mehrfach vorbestraften Betrüger, der nun für den italienischen Geheimdienst SIFAR arbeitete.
Er lernte in Südtirol zahlreiche patriotische Tiroler kennen. Bald füllten zahlreiche Namen, Querverbindungen, Bekanntschaften und Gerüchte sein Notizbuch. Immer dicker wurde der Akt, den der Geheimdienst über die Bevölkerung führte. Unter den von Stötter gelieferten Namen fand sich auch der Name Anton Waid aus Tramin.
Aufgrund dieser Vormerkung wurde Anton Waid nach der „Feuernacht“ des Jahres 1961 verhaftet und 1964 zusammen mit zahlreichen anderen Südtirolern in Mailand vor Gericht gestellt. Viele dieser Gefangenen waren von den Carabinieri nach ihrer Verhaftung schwerstens misshandelt worden.
Am 16. Juli 1964 sprach das Mailänder Gericht das Urteil über 91 Angeklagte und verhängte 431 Jahre Haft. Anton Waid musste Mangels an Beweisen freigesprochen werden.
Als 46 freigesprochene oder amnestierte Angeklagte, darunter auch Anton Waid, in Autobussen nach Südtirol zurückkehren konnten, bereitete ihnen die Bevölkerung in zahlreichen Orten einen jubelnden Empfang.
Ein wirklich freier Mann war Anton Waid aber erst 1966, als er in der Berufungsverhandlung wieder freigesprochen wurde.
Der Südtiroler Heimatbund spricht der Familie sein tiefstes Beileid aus und wird Anton Waid in ehrendem Gedächtnis behalten.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB)