Seit mehreren Jahren steigt die Anzahl an Selbstmorden in Süd-Tirol, besonders bei Frauen. Dies ergab eine Landtagsanfrage der Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz Tammerle, die an den gestrigen Internationalen Tag der seelischen Gesundheit erinnert.
Im Jahr 2020 wurden 46 Selbstmorde registriert, 2021 waren es bereits 53 und im Jahr 2022 erreichte diese traurige Statistik mit 57 Suiziden einen weiteren Höhepunkt.
Die Daten zu den Selbstmordversuchen liegen nur teilweise über Entlassungsdiagnosen der Zugänge zur Notaufnahme vor. Demzufolge wurden 11 Selbstmordversuche im Jahr 2020, 11 im Jahr 2021 und 5 im Jahr 2022 erfasst.
Im Jahr 2014 verzeichneten wir in Süd-Tirol mit 63 Selbstmorden die höchste Anzahl in den letzten zehn Jahren, darunter 48 männliche Selbstmorde – ebenfalls ein Höchstwert in diesem Zeitraum.
2017 war auffällig, da sowohl die Gesamtzahl der Selbstmorde als auch die aufgeschlüsselten Zahlen nach Geschlecht die niedrigsten der letzten zehn Jahre aufwiesen. Bei den Männern wurden 24 Fälle verzeichnet, während es bei den Frauen nur 8 waren, insgesamt also 32 Suizide.
Bei Frauen beobachten wir seit 2016 einen kontinuierlichen Anstieg der Selbstmordfälle. Die Anzahl stieg von 11 Selbstmorden im Jahr 2016 auf 17 im Jahr 2022, was einem enormen Anstieg von 54 Prozent entspricht. Auch bei den Männern zeigt sich in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Anstieg, besonders ab dem Alter von 35 Jahren steigen Männer-Selbstmorde signifikant an. Bei Frauen hingegen sind die meisten Selbstmorde ab einem Alter von 50 Jahren zu verzeichnen.
Besonders besorgniserregend ist der Blick auf die Anzahl der Selbstmorde bei jungen Menschen. Dort hat sich die Anzahl der Selbstmorde nahezu verdoppelt, von 5 im Jahr 2021 auf 10 im Jahr 2022. Wissenschaftlich soll es laut Gesundheitsamt drei Umstände geben, die bei Suizidversuchen und Suiziden (auch bei Jugendlichen) gehäuft vorkommen: Hoffnungslosigkeit, psychisches Leid und Impulsivität. Die größte Risikogruppe sind psychisch Kranke, unter ihnen vor allem depressiv, bipolar und schizophren Erkrankte. 40-70 Prozent aller Suizide entfallen auf die Erkrankung Depression, sie ist der wichtigste Einflussfaktor weltweit. Auch Suchtkranke sind in Gefahr. Laut psychologischer Autopsie der Suizidopfer in Südtirol 2000-2009 resultierten 55 Prozent der Suizidopfer depressiv und 25 Prozent alkoholkrank.
Psychologen bestätigten Atz Tammerle, dass Suizide aus dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren entstehen. Eine Möglichkeit der Prävention ist, Menschen von innen zu stärken, indem man sie als Ganzes sieht. „Menschen müssen wieder ganzheitlich als menschliche Wesen aus Körper, Geist und Seele gesehen und behandelt werden. Dafür braucht es sowohl einen politischen als auch einen gesellschaftlichen Wandel“, meint Myriam Atz Tammerle.
L.-Abg. Myriam Atz Tammerle, Süd-Tiroler Freiheit