Vor einigen Tagen fand in einem Gasthof in St. Pauls die 46. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes statt. Obmann Roland Lang konnte dazu zahlreiche Ehrengäste, so den Landeskommandantenstellvertreter des SSB, Christoph Schmid, Buchautor Günther Rauch, eine Vertretung des Andreas Hofer Bundes und die beiden Referenten, den L. Abg. Hannes Rabensteiner und den Sprachwissenschaftler Dr. Cristian Kollmann begrüßen.
Nach der Gedenkminute für die verstorbenen Freiheitskämpfer und Mitglieder des SHB erklärte Obmann Roland Lang warum es trotz 50 Jahre SHB keinen Grund zum Feiern gebe.
„Es hätte sich angeboten, im Februar 2024 das 50jährige Jubiläum der Gründung feierlich zu begehen. Dort wollten wir uns bei vielen Landsleuten und zahlreichen Organisationen wie dem Schützenbund und dem Andreas Hofer Bund für die Unterstützung und der guten Zusammenarbeit bedanken. Das möchte der SHB an dieser Stelle tun.
Aber 100 Jahre nach den Vernichtungsmaßnahmen des Faschismus gegen die deutsche und ladinische Kultur des Landes sehen wir uns damit konfrontiert, dass ein Südtiroler Landeshauptmann mit der neofaschistischen Partei „Fratelli d’Italia“ eine Koalition eingeht und diesem verderblichen Bündnis die bisherigen autonomiepolitischen Zielsetzungen opfert.
Angesichts dieser traurigen Lage hat der SHB auf jegliche Freudenfeier verzichtet, gelobt jedoch, mit allen Kräften weiterhin für die volkstumspolitischen Belange der Heimat einzutreten, an seinen Zielen festzuhalten, sich dem Zeitgeist und dem billigen politischen Opportunismus nicht zu beugen. Mit diesem Geist wollen wir in die Zukunft gehen!“
Beruflich habe ich als Maurer und Zimmermann gearbeitet, stellte sich der L. Abg. Hannes Rabensteiner am Anfang seines Referates vor.
Im Südtiroler Landtag habe er nun die Möglichkeit, sozusagen „Dampf abzulassen“ und den Regierenden „die Meinung zu sagen“. Erschreckend waren ihm die Sitten und Zustände im Landtag und die Feststellung, wie es um eine tragende Säule der Südtirol-Autonomie wirklich steht: den Proporz. Dieser wird nicht nur von italienischer Seite ständig untergraben, dabei hilft die SVP kräftig mit.
Auch eine Landespolizei wird aus Opportunismus von der SVP abgelehnt, weil man dem Koalitionspartner nicht vor den Kopf stoßen will. Die SVP kämpft nicht mehr für die deutsche und ladinische Volksgruppe, sie betreibt eine Gefälligkeitspolitik und katzbuckelt vor Rom und seinen Vertretern.
Es wird sich nun zeigen, wie sich die SVP zum Gesetzesantrag betreffend die Verteilung der WOBI-Wohnungen aufgrund des Proporzes verhält, ob sie zu „ihrem“ Volks steht.
L.Abg. Hannes Rabensteiner berichtete dann noch über die Anfrage betreffend die Beschwerdestelle betreffend den Gebrauch der deutschen Sprache. Besonders im Bereich Sanität und dem Online-Bereich haben sich in den letzten Jahren die Sprach-Beschwerden vermehrt. Allerdings hat die Anfrage ergeben, dass bisher aufgrund der Beschwerden keine Strafen verhängt wurden, die Regierungskommissäre waren und sind absolut untätig.
„Patrioten sind nichts Besseres, sondern etwas Besonders in unserem Land, weil sie ein Gewissen haben, sie denken mit dem Herzen. Dies unterscheidet sie von ‚normalen’ Politikern. Den Mutigen gehört die Welt. Und die Welt gehört denjenigen, die mehr tun als nur ihre Pflicht.“ Schloss Rabensteiner seine mit viel Applaus bedachte Ansprache.
Gemeinsam mit dem Rechtsexperten Prof. Dr. Peter Hilpold von der Uni Innsbruck, so der Sprachwissenschaftler Dr. Cristian Kollmann zu Beginn seiner Ausführungen, habe er zur Ortsnamengebung in Südtirol eine wissenschaftliche Stellungnahme geschrieben, welche der SHB nun in einer Broschüre veröffentlicht habe.
Die Landesregierung gehe davon aus und lässt das Land in dem Glauben, dass noch drei Dekrete voll gültig sind. Bei der Ausarbeitung der Expertise hat sich aber herausgestellt, dass zu den Ortsnamen eigentlich nur mehr ein faschistisches Dekret gültig ist, mit welchem ungefähr 300 italienische Ortsnamen noch rechtskräftig sind, wobei es sich vorwiegend um Gemeindenamen und Namen von Poststationen handelt. Dr. Hilpold hat dazu ein rechtliches Gutachten abgegeben.
Die Faschisten waren sich der manipulativen Wirkung von Ortsnamen sehr bewusst und haben diese für ihre schändlichen Zwecke eingesetzt.
Das Land Südtirol hat bei der Ortsnamengebung primäre Gesetzeszuständigkeit und für ein entsprechendes Landesgesetz braucht es keine Durchführungsbestimmung. Der Landeshauptmann will aber keinesfalls seinen faschistischen Koalitionspartnern auf die Füße treten und deren Unmut verursachen. So werde die Lösung der faschistischen Ortsnamensgebung weiterhin ungelöst bleiben!
Landeskommandant-Stellvertreter Christoph Schmid dankt im Namen des Südtiroler Schützenbundes und der Bundesleitung für die Einladung.
Dass es um das Landl immer schlechter steht, ist den Schützen bewusst. Daher ist es wichtig, dass Schützen, Heimatbund und alle, denen das Landl am Herzen liegt, dagegen aufstehen. Viele haben zwar die Nase voll, aber es sei einmal „unser Schicksal, dagegen anzukämpfen“.
Der Südtiroler Schützenbund hat zum 100jährigen Verbot der deutschen Schule unter den Faschisten eine Wanderausstellung zusammengestellt, in der die Katakombenschulen thematisiert werden. Er ruft alle auf, die Möglichkeit zu nutzen und die interessante Ausstellung zu besuchen.
Hans Moser überbrachte den Teilnehmern die Grüße des leider erkrankten Obmanns des Andreas-Hofer-Bundes. Mit dem Obmannstellvertreter des AHB Hermann Unterkircher bat er dann den Bundesobmann Roland Lang und seinen Stellvertreter Meinrad Berger vor das Podium.
Im Namen des Andreas-Hofer-Bundes überreichten sie den beiden in Anerkennung des Einsatzes und der selbstlosen Arbeit für den SHB und das Land eine Ehrenurkunde und die Ehrennadel in Gold, sowie die Ehrenmitgliedschaft im Andreas-Hofer-Bund.
Mit Applaus wurde diese Ehrung von den Anwesenden zur Kenntnis genommen. Die Geehrten zeigten sich geehrt und nahmen die Glückwünsche dankend entgegen.
Die 46. Bundesversammlung des SHB endete mit der Landeshymne, die von allen gemeinsam gesungen wurde.
Für den Südtiroler Heimatbund
Roland Lang