Die Stadt Bozen hat ein „Diario/Merkheft 2024/25“ für Schüler herausgegeben mit dem Titel „A scuola con i – Zur Schule mit den – Carabinieri“.Hier werden auf der Titelseite die Carabinieri den Kindern zeichnerisch als liebe Beschützer in Gestalt von Plüschtier-Hunden nahegebracht.
Ohne die verdienstvolle Rolle vieler Carabinieri bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit schmälern zu wollen, muss doch darauf hingewiesen werden, dass die Geschichte der Carabinieri in Südtirol auch eine Jahrzehnte lang andauernde düstere Seite aufzuweisen hat.
Bereits nach dem Einmarsch der italienischen Truppen in Südtirol im November 1918 war es zu schweren Übergriffen gegenüber der deutschen und ladinischen Bevölkerung gekommen. Die Übergriffe und Gewalttaten häuften sich in der Zeit des Faschismus. Auch das Kriegsende brachte keine umgehende Besserung. Aus dem Süden einfallende plündernde Räuberbanden, die sich „Partisanen“ nannten, wurden von den Carabinieri nicht in ihrem Tun gehindert. Im Grödental kam es zu Mordtaten.
Im Jahr 1961 und in den folgenden Jahren kam es in Carabinieri-Kasernen zu zahlreichen schweren Folterungen Südtiroler Freiheitskämpfer, die sich gegen die andauernde gewalttätige Unterdrückung erhoben hatten. Auch hier gab es Todesopfer.
Die Folterer wurden nicht bestraft, sondern eine Reihe von ihnen wurde von einem italienischen Gericht sogar freigesprochen bzw. fielen die begangenen Misshandlungen unter Amnestie. Sie wurden anschließend öffentlich belobigt und geehrt.
Dieser Teil der Geschichte wird von offizieller italienischer Seite uns seit längerem auch von deutscher Seite bis heute zumeist schweigend übergangen. Hier wäre längst eine kritische Aufarbeitung mit öffentlicher Entschuldigung für das in der Vergangenheit begangene Unrecht angebracht. Dies würde einem unbefangenen Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung dienen.
Bislang deutet nichts darauf hin, dass dies in naher Zukunft geschehen könnte – doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Foto: Gemeinde Bozen
Roland Lang
Obmann des „Südtiroler Heimatbundes (SHB)“