Einst lautete Ulli Mairs Motto „Einheimische zuerst!“. Was daraus geworden ist, seit sie in der Landesregierung sitzt, hat sie in der letzten Landtagssitzung gezeigt. Was sie selbst noch vor wenigen Jahren gefordert hat, kritisiert und lehnt sie heute ab. Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Hannes Rabensteiner, war fassungslos und sprach das aus, was sich viele denken: „Ich weiß nicht, was mit dir passiert ist, Ulli! Ich kann es mir nicht erklären!“
Noch in der letzten Legislaturperiode setzte sich Ulli Mair für die einheimische Bevölkerung ein. Sie selbst brachte einen Antrag im Landtag, welcher vorsah, dass WOBI-Wohnungen der einheimischen Bevölkerung vorbehalten und junge Familien mit Kindern in diesem Zusammenhang in besonderer Weise zu fördern sein sollen.
Rabensteiner hat sich kürzlich ebenfalls mit diesem Thema auseinandergesetzt. Im Gegensatz zu Mairs Forderungen in der letzten Legislaturperiode arbeitete Rabensteiner einen umfassenden Antrag aus, der bis ins kleinste Detail ging. Das Ziel war, dass WOBI-Wohnungen gerechter vergeben werden.
Ulli Mair, die zuständige Landesrätin, reagierte mit einem Video darauf und machte den Antrag mit absichtlichen Falschinterpretationen lächerlich. Sie bestritt zudem, dass 40 Prozent der Sozialwohnungen von nicht in Süd-Tirol Geborenen bewohnt werden, obwohl dies Mair selbst in der Beantwortung einer Landtagsanfrage der Süd-Tiroler Freiheit mitteilte. Dabei wurde der Geburtsort der Bewohner anstatt ihrer Staatsbürgerschaft abgefragt, um ein richtiges Bild der Realität zu erhalten. Die Landtagsanfrage ergab zudem, dass bei 1,5 Prozent der Mieter von WOBI-Wohnungen der Geburtsort nicht angegeben wurde.
Bei der Diskussion über den Antrag der Süd-Tiroler Freiheit im Landtag bezeichnete Ulli Mair diesen als „nicht zielführend und nicht mit dem Autonomiestatut vereinbar.“ Vor ein paar Jahren sagte sie jedoch noch im Landtag: „Ich denke, dass auch das an dieser Stelle einmal ganz klar unterstrichen werden muss, dass es zwar viele Parteien gibt, für die leistbares Wohnen auf der politischen Tagesordnung steht, aber wenn es dann ums Eingemachte geht, dann doch den Schwanz einziehen (…). Hier hat mir gut gefallen, was Kollege Knoll ausgeführt hat (…). Aber es ist unbestritten, und daran wird sich niemals etwas ändern, dass wir Freiheitlichen unsere Politik so ausrichten, dass wir die Einheimischen zuerst in den Mittelpunkt stellen und dann erst evtl. andere.“
Rabensteiner kritisiert: „Es ist enttäuschend zu sehen, wie schnell sich politische Überzeugungen ändern können, sobald man in der Regierung sitzt. Statt für das Volk, wird gegen das Volk gearbeitet! Wir werden jedenfalls weiterhin dafür kämpfen, dass die Interessen der einheimischen Bevölkerung an erster Stelle stehen, denn das ist unser Auftrag und der Grundsatz, den wir nie aus den Augen verlieren dürfen. Wir bleiben hartnäckig, um für Gerechtigkeit zu sorgen!“
Hannes Rabensteiner, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit