Und immer wieder … „Siste signa“, zu deutsch: Zeichen setzen – getreu dem Auftrag der Faschisten, so wie er bis heute auf dem faschistischen Siegesdenkmal mitten in Bozen zu lesen ist. Diesmal ist es eine Sonderbriefmarke mit dem Gesicht des faschistischen Unterrichtsministers Giovanni Gentile, mit dem Italien „Zeichen setzen“ will. Herausgegeben wurde die Sonderbriefmarke vom italienischen „Ministerium für Unternehmen und des Made in Italy“. Der Anlass: der 80. Todestag der Ermordung des Jubiliars durch, so wird gemutmaßt, durch kommunistische Partisanen am 10. April 1944.
Doch wer war Giovanni Gentile? Für die aktuelle italienische Regierung offenbar ein Held. Doch geschichtsbewussten Menschen und Historikern ist Giovanni Gentile als der Mann in Erinnerung geblieben, der u.a. im Jahr 1923 das Verbot der deutschen Schule in Süd-Tirol verhängt hatte. Gentile, der von seiner Ausbildung her Philosoph war, war unumstritten die wichtigste intellektuelle Figur des Faschismus und einer der entscheidenden Mitbegründer und einflussreichen Mitläufer dieser menschenverachtenden Ideologie.
Der Landtagsabgeordnete Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit zeigt sich entrüstet und gleichzeitig wenig überrascht: Durch die Herausgabe einer Sonderbriefmarke mit dem Konterfei des faschistischen Unterrichtsministers Giovanni Gentile beweist uns die Staatsregierung einmal mehr, dass sie ihrer faschistischen, menschen- und minderheitenverachtenden Ideologie treu geblieben ist. Dies tut sie mitunter so offensichtlich, dass es selbst der Südtiroler Volkspartei zu viel ist. Gerade über Süd-Tirol hat Giovanni Gentile großes Unheil gebracht. Es ist gut, dass die staatstragende Verherrlichung und Zurschaustellung des Faschismus nun auch einzelne SVP-Exponenten auf den Plan ruft. Doch diese müssen sich schon die Frage gefallen lassen: Wird diesen SVP-Leuten endlich bewusst, dass ihr italienischer Koalitionspartner in Bozen genau derselbe ist, der in der italienischen Regierung sitzt? Sollte die SVP immer noch nicht aufgewacht sein, dann ist die Entrüstung, die sie jetzt äußert, nur gespielt und wird folgenlos bleiben.
Die Süd-Tiroler Freiheit sieht jedenfalls Klärungs-, Informations- und Handlungsbedarf in Bozen, Rom und Wien. Mit einer Landtagsanfrage will sie den Standpunkt der Süd-Tiroler Landesregierung zu diesem jüngsten skandalösen Akt der faschistischen Zeichensetzung in Erfahrung bringen und was die Landesregierung dagegen zu unternehmen gedenkt. Zudem wird die Süd-Tiroler Freiheit zu dem Vorfall die Parlamentsgruppen in Rom anschreiben. Besonders gespannt ist Sven Knoll dabei auf die Stellungnahmen jener Parteien, die sich selbst als „antifaschistisch“ definieren oder zumindest als solche gesehen werden wollen. Auch den Süd-Tirol-Unterausschuss in Wien wird die Süd-Tiroler Freiheit über diese neuerliche – subtile – Demütigung der Süd-Tiroler informieren und auf die Gefahr, die sich durch die Zugehörigkeit Süd-Tirols zu Italien immer noch faktisch manifestiert, hinweisen.
Landtagsklub Süd-Tiroler Freiheit