Südtiroler Heimatbund

Ortsnamensfrage – Stauder blamiert sich mit Unwissenheit

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Ortsnamensfrage – Stauder blamiert sich mit Unwissenheit

Der Südtiroler Heimatbund nimmt die kürzlich getätigten Aussagen von SVP-Fraktionssprecher Harald Stauder zur Kenntnis. „Während dieser in einer Aussendung, mehr Sensibilität‘ beim Gebrauch deutscher Ortsnamen einfordert, offenbart er damit eine eklatante Unkenntnis der Rechtslage“, sagt Obmann Roland Lang.

Es ist ein Faktum, dass in Südtirol bis zum heutigen Tag ausschließlich die 1923 von den Faschisten festgelegten Ortsnamen amtlich anerkannt sind. „Das Regio Decreto Nr. 800 vom 29. März 1923 zwang insgesamt 293 Gemeinden dazu, Poststationen und Bahnhöfe unter fremden, italianisierten Bezeichnungen zu führen – und genau dieses Unrecht ist seit über hundert Jahren nicht behoben“, betont Lang.

Von den ursprünglich drei Dekreten existiert heute nur noch eines. Dadurch fehlen zum Beispiel Ortsnamen wie „Frangart“, da dieser durch die faschistische Politik gelöscht wurde. Auch „Frangarto“ existiert nicht mehr, da die entsprechenden Dekrete aufgehoben wurden. Die Ortschaft „Fortezza“ hingegen wurde mit Dekret 800 unter der Unterschrift von Mussolini eingeführt und ist bis heute leider die amtliche und offizielle Bezeichnung der Wipptaler Gemeinde.

„Es ist offensichtlich, dass diejenigen, die deutschen Ortsnamen für die einzigen offiziellen Namen halten, nicht nur ein schlechtes Geschichtsbewusstsein haben, sondern sich auch zum Gespött machen“, erklärt der Heimatbund. „Es ist einfach nur peinlich, dass die SVP in ihrer 80-jährigen politischen Vorherrschaft in Südtirol das faschistische Erbe nicht beseitigen konnte und nun andere mit dem erhobenen Zeigefinger belehren will.“

Der Heimatbund weist darauf hin, dass die Ortsnamensfrage zu den wichtigsten ungelösten Problemen der Südtirolpolitik zählt. Obwohl seit Jahrzehnten darüber debattiert wird, fehlen bislang konkrete Maßnahmen zur Beseitigung der faschistischen Zwangsbezeichnungen. „Die SVP sollte endlich ihre Hausaufgaben machen, anstatt medienwirksam Empörung zu spielen“, so Lang.

Der SHB hat zur Ortsnamensfrage bei Prof. Dr. Peter Hilpold, Professor für Völkerrecht und Dr. Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler und Toponomastikexperte, je eine wissenschaftliche Stellungnahme eingeholt und diese 2023 veröffentlicht. Sie zeigen Versäumnisse in der Ortsnamensgebung, aber auch Lösungsvorschläge auf wissenschaftlicher Basis auf.

„Wer Respekt für Geschichte und Identität einfordert, muss zuerst den Mut aufbringen, die faschistischen Ortsnamen aus den Amtsstuben zu entfernen – alles andere ist Heuchelei“, schließt Lang.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

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