Begehrensantrag:

Das sogenannte Siegesdenkmal gehört ins Museum!

Anträge, Landtag
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Begehrensantrag:

Das sogenannte Siegesdenkmal gehört ins Museum!

Beschreibung:

Das sogenannte Siegesdenkmal in Bozen sorgt seit jeher für Kontroversen. Dies hat einen einfachen Grund: Das Denkmal, inklusive der kapitolinischen Wölfin und des Markuslöwen auf den flankierenden Fahnenstangen, steht sinnbildlich für den vermeintlichen territorialen Anspruch Italiens auf Süd-Tirol und für die faschistische Ideologie. Die gegen den germanischen Norden einen Pfeil abschießende reliefartig dargestellte Siegesgöttin beherrscht die Stirnseite des Denkmals. Direkt unter dem Relief prangen die Parolen “HIC PATRIAE FINES SISTE SIGNA // HINC CETEROS EXCOLVIMVS LINGVA LEGIBVS ARTIBVS”, übersetzt: „Hier an den Grenzen des Vaterlandes setze die Feldzeichen. Von hier aus bildeten wir die Anderen (gemeint sind die Süd-Tiroler) durch Sprache, Gesetze und Künste.“ Die 14 Säulen und Halbsäulen des Denkmals wurden als überdimensionale Liktorenbündel ausgearbeitet. Auch die Auftraggeber, König Viktor Emanuel III. und der faschistische Diktator Benito Mussolini, sind auf dem Denkmal verewigt. So ist auf dessen Südseite gut sichtbar vermerkt: “BEN. MVSSOLINI // ITAL. DVCE A. VI”, übersetzt: „Italiens Duce Benito Mussolini im Jahr 6 [der faschistischen Zeitrechnung]“.

Seit seiner Einweihung am 12. Juli 1926 steht das Denkmal, das an den Sieg Italiens im Ersten Weltkrieg erinnern soll, unverändert da. Von einer ideologischen Entschärfung kann – trotz wiederholter Beteuerungen von so manch politischer und auch wissenschaftlicher Seite – nicht die Rede sein, denn dafür erfüllt es nicht das wichtigste Kriterium: Eine ideologische Entschärfung ist nur dann erreicht, wenn ein solches Denkmal unwiederbringlich in seine Einzelteile zerlegt wird – wie etwa beim Reichsparteitagsgelände der NSDAP in Nürnberg. Auch das im Jahr 2014 unter dem sogenannten Siegesdenkmal eingerichtete Dokumentationszentrum trägt keineswegs zur Entschärfung des Denkmals bei – zumal an der Oberfläche, bis auf den Leuchtring, der an einer der Säulen angebracht wurde und in Laufschrift auf die Daueraufstellung im Keller hinweist – alles so bleibt, wie es ist. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das sogenannte Siegesdenkmal dem Staat Italien bis heute als Machtinstrument dient, mit dem insbesondere der vermeintliche territoriale Anspruch auf Süd-Tirol demonstriert werden soll: „SISTE SIGNA“ – Zeichen setzen, das Revier abstecken!

Bedauerlicherweise existiert diese Lesart des sogenannten Siegesdenkmals auch in Süd-Tirol, insbesondere in jenen politischen Lagern, die sich bis heute von den Verbrechen des Faschismus und folglich auch von dessen Kulturverbrechen an den Süd-Tirolern nicht distanziert haben und es stattdessen vorziehen, sie als bloßes Zeugnis der Geschichte, als entfaschistisiertes Kulturdenkmal zu verharmlosen oder als Mahnmal für den Frieden zu reinterpetieren statt als steinernes Sinnbild einer ideologischen Botschaft, die in die Gegenwart hereinstrahlt, zu verurteilen. Der Versuch, ein totalitäres Machtsymbol, das der Unterdrückung gewidmet ist, nachträglich in ein ideologiefreies Mahnmal für Demokratie und Frieden umzudeuten, wirkt geradezu zynisch. Mit einem faschistischen Denkmal Antifaschismus lehren zu wollen, ist ein Widerspruch in sich – so widersprüchlich, wie aus einem Schwert ein Friedenszeichen machen zu wollen. Das Ziel einer ideologischen „Entschärfung“ des Denkmals ist somit klar als gescheitert zu betrachten. Es ist nämlich eine bedauerliche Tatsache, dass diejenigen, die eine Mahnung am nötigsten hätten, sich durch das Denkmal keineswegs ermahnt, sondern, im Gegenteil, in ihrem Geschichtsbild bestätigt sehen. Wer imperialistische und unmissverstänlich ideologisch aufgeladene Symbole relativiert oder gar verteidigt, verkennt deren Botschaft und trägt mit Sicherheit nicht zu einem friedlichen und respektvollen Miteinander bei, sondern vielmehr dazu, dass einer Seite auf Grund ihrer ethnischen Zugehörigkeit weiterhin ideologische Nötigung, Provokation und Demütigung widerfährt.

Das Vorhaben der italienischen Regierung, dieses Denkmal einmal mehr mit Steuergeldern zu sanieren, lässt den Unmut in der Süd-Tiroler Bevölkerung nur noch größer werden und ist daher, im Sinne eines ehrlichen, respektvollen und friedlichen Miteinanders, entschieden abzulehnen.
Vorstöße zu einer umfassenden ideologiefreien Aufarbeitung des Denkmals bis hin zu dessen Entfernung hat es in der Vergangenheit mehrfach gegeben. Unter diesen ist insbesondere folgender hervorzuheben: Vor mittlerweile fast fünfzig Jahren hat die Südtiroler Volkspartei im Regionalrat einen sehr ausführlich und tiefgründig ausgearbeiteten Begehrensgesetzentwurf – Nr. 1579 – mit dem Titel „Entfernung der faschistischen Symbole in der Provinz Bozen“ vorgelegt. Besagten Begehrensgesetzentwurf hat der Regionalrat am 12. Oktober 1976 mit einer gewaltigen Mehrheit von 37 von 46 Stimmen genehmigt und wurde daraufhin vom Regionalratspräsidium an die italienische Abgeordnetenkammer übermittelt. Leider ist der Begehrensgesetzentwurf dann in Rom versandet. Da sich seit 1976 nichts an der Situation des Denkmals geändert hat, erscheint ein neuerlicher Vorstoß, der endlich eine Lösung in diesem Sinne herbeiführt, heute dringlicher denn je.

Einbringer des Antrags:

Landtagsabgeordneter Sven Knoll

Eingereicht am:

14. Oktober 2025

Zum Antrag:

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Abstimmungsergebnis

wurde noch nicht abgestimmt

Begehrensantrag, Faschismus, Landtag, Siegesdenkmal
Eigenverwaltung der Bürgerlichen Nutzungsrechte in der Gemeinde Gsies
Interieur des ehemaligen Schwurgerichtssaales in Bozen

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