Ein Streifzug durch die Geschichte der Süd-Tiroler Freiheit

Von der „Union für Südtirol“ zur „Süd-Tiroler Freiheit“

Die Union für Süd-Tirol wurde im Herbst 1989 u.a. von Eva Klotz und Alfons Benedikter gegründet um für die Unabhängigkeit Süd-Tirols von Italien einzustehen. Wir schreiben den 5. Mai 2007. An jenem Mai-Tag wird das Ende der Union und die Geburt einer neuen, starken Kraft für die Selbstbestimmung besiegelt.
Die Front für die Selbstbestimmung beginnt schon einige Zeit vorher zu bröckeln. Am 5. Mai 2007 kommt es bei der Landesversammlung der Union schließlich zur endgültigen Spaltung. Der Landtagsabgeordnete Andreas Pöder will die bisherigen Gremien der Union für Südtirol entmachten. Er will zum alleinigen Obmann mit seinen engsten Vertrauten werden. Hinter dem Rücken der Parteigremien kündigt er die Entmachtung der Parteiführung und der demokratisch gewählten Vertreter an. Nach der Landesversammlung kommt es zur großen Austrittswelle aus der Union. Denn der de facto Rausschmiss von Eva Klotz und ihren Mitstreitern kommt einer Abkehr von der Selbstbestimmungspolitik gleich.
Als an diesem 5. Mai 2007 und in den folgenden Tagen Hunderte die Union für Südtirol verlassen, tun sie dies, mit einem klaren Auftrag: Selbstbestimmung. Freiheit. Unabhängigkeit.

Für die Selbstbestimmung Süd-Tirols

Und um allen jenen eine Heimat zu bieten, die für Selbstbestimmung, Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen wollen, wird in den Tagen nach der Spaltung an der Schaffung einer neuen politischen Heimat gearbeitet. In nur wenigen Tagen erarbeiten Eva Klotz, Werner Thaler, Sven Knoll und Co. Programm, Logo, Internetseite und Aufbau einer neuen politischen Kraft im Land. Für eine neue Bewegung, die von den Werten Geradlinigkeit, Anstand und Ehrlichkeit geprägt ist. Die neue Bewegung trägt das Programm im Namen: Süd-Tiroler Freiheit.

Zeiten des Aufbruchs

Rasch erfolgt der Aufbau von Strukturen: Ortsgruppen werden gegründet. Und Bezirksstrukturen aufgebaut. Zahlreiche Gemeinderäte und Funktionäre wechseln von der Union zur neuen Süd-Tiroler Freiheit. Mitte Juni 2007 formiert sich im Unterland die erste von später sechs Bezirksgruppen. Ende Juni erfolgt ein erstes Treffen im Vinschgau.
Von Anfang an hat die Süd-Tiroler Freiheit auch eine große Anziehungskraft auf junge Menschen. Heimat und Unabhängigkeit spiel(t)en gerade für die Jugend eine wichtige Rolle. Bereits bei der Gründung der Süd-Tiroler Freiheit wird die Jugendpolitik als eines der zentralen Themen festgelegt. Am 20. Juli 2007 wird die Jugendorganisation der Süd-Tiroler Freiheit, die Junge Süd-Tiroler Freiheit, der Öffentlichkeit vorgestellt. Sven Knoll wird der erste Sprecher der Jungen Süd-Tiroler Freiheit. Auf ihn folgen 2010 Hannes Innerhofer und Benjamin Pixner als Co-Jugendsprecher und 2015 Benjamin Pixner als alleiniger Landesjugendsprecher.

Eine Botschaft schreibt Geschichte

Kreative Aktionen stehen von Anfang an auf dem Programm der Bewegung. Knapp zwei Monate nach der Gründung startet die Süd-Tiroler Freiheit ihre erste von bis heute über 40 Plakataktionen. Und der Start hat es in sich: „Süd-Tirol ist nicht Italien!“ Das Plakat wird zum Renner und das Motto zum geflügelten Wort. Ein Markenzeichen. Sogar zu diplomatischen Spannungen kommt es, als die Süd-Tiroler Freiheit, genau an der Unrechtsgrenze am Brenner, eine große Tafel mit der Aufschrift „Süd-Tirol ist nicht Italien“ enthüllt.
Und von Anfang an steht man da, wo unser Land bis heute geteilt ist: Am Brenner. Alljährlich hält die Süd-Tiroler Freiheit ihre Kundgebung an der Unrechtsgrenze ab. Mal im Zeichen der Grenzschließung durch die Flüchtlingskrise. Mal im Zeichen der doppelten Staatsbürgerschaft. Mal im Zeichen der Jugend. Aber immer im Zeichen der Freiheit!

Der Marsch durch die Institutionen

2008, nur knapp eineinhalb Jahr nach Gründung der Süd-Tiroler Freiheit, tritt man mit 30 motivierten Frauen und Männer erstmals zur Landtagswahl an. Und auf Anhieb können mit Eva Klotz und Sven Knoll zwei Sitze errungen werden.
Im Jahr 2013 wird der Anfangserfolg bestätigt und ausgebaut. Erstmals ist die Kandidatenliste voll. Es gibt sogar mehr Bewerber als Plätze. Ein Beweis für die gute Arbeit der vergangenen Jahre. Mit Bernhard Zimmerhofer zieht neben Eva Klotz und Sven Knoll ein dritter Abgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit in den Landtag ein. Eva Klotz verlässt den Landtag im Dezember 2014 aus persönlichen Gründen. Für sie rückt Myriam Atz Tammerle nach.
Wichtig war und ist der Süd-Tiroler Freiheit die Vertretung in den Dörfern und in den Gemeinderäten. 2010 steht die erste landesweite Bewährungsprobe für die noch junge Bewegung in den Dörfern an. Bei den Gemeindewahlen können auf Anhieb 35 Gemeinderatssitze errungen werden. Fünf Jahre später kann die Zahl der Gemeinderäte auf 41 erhöht werden! Seit ihrer Gründung hat die Süd-Tiroler Freiheit bei jeder Wahl zugelegt!

Eine Bewegung für ganz Tirol!

Die Süd-Tiroler Freiheit sollte von Anfang an eine Bewegung für ganz Tirol sein. Immer wieder startet die Süd-Tiroler Freiheit auch spektakuläre Aktionen im Norden des Landes. Ein vorläufiger Höhepunkt ist das Landesgedenkjahr 2009 anlässlich 200 Jahre Tiroler Freiheitskampf. Im Vorfeld des Landesfestumzuges wird von Mitgliedern der Bewegung eine riesige Flammenschrift oberhalb von Innsbruck entfacht. „Freiheit für Süd-Tirol“ ist in Flammenbuchstaben kilometerweit zu lesen. Gleichzeitig startet die Süd-Tiroler Freiheit in Nord-Tirol eine Plakataktion unter dem Motto: „Wir Tiroler fordern Landeseinheit! Los von Rom!“
Ein besonderes Anliegen ist der Süd-Tiroler Freiheit die Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft. In Innsbrucks Innenstadt und in den Dörfern Tirols werden 2009 Unterschriften für eine Bürgerinitiative zur Erlangung der doppelten Staatsbürgerschaft gesammelt. Diese Bürgerinitiative wird eine der erfolgreichsten Bürgerinitiativen in ganz Österreich der letzten Jahre. Über 21.000 Unterschriften können im Februar 2011 im Wiener Parlament übergeben werden. Ein starkes Zeichen und ein großer Erfolg für die Süd-Tiroler Freiheit. Nur durch die Süd-Tiroler Freiheit gelingt es, die doppelte Staatsbürgerschaft 2017 in das Regierungsprogramm der österreichischen Bundesregierung aufzunehmen.

In Tirol daheim, in Europa zuhause

Seit ihrer Gründung pflegt die Süd-Tiroler Freiheit gute Kontakte zu anderen Völkern ohne Staat und Minderheiten in Europa. Gleich nach der Gründung wird um die Mitgliedschaft in der „Europäischen freien Allianz“ (EFA) angesucht. Vertreter der Bewegung sind seither bei zahlreichen Veranstaltungen der EFA dabei gewesen. Von Katalonien bis Schottland, von Sardinien bis Schlesien. Ein besonderer Höhepunkt markiert das Jahr 2013. Die Süd-Tiroler Freiheit richtet im Mai die EFA-Generalversammlung aus. Drei Tage lang diskutieren Vertreter von Autonomie- und Unabhängigkeitsparteien aus ganz Europa bei uns in Süd-Tirol.
Im März 2014 kommen zahlreiche Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit, nach einer langen Busfahrt, in Brüssel an. In der Hauptstadt der EU demonstrieren Völker aus ganz Europa für ihr Recht auf Unabhängigkeit. Einen Monat später ist man, ebenso wie 2018, im Wiener Parlament zu Gast, um mit allen Parteien Süd-Tirol-Gespräche aufzunehmen. Ein Auslandsbesuch der besonderen Art bringt die Süd-Tiroler Freiheit Anfang Juni 2014 in die „ewige Stadt“ Rom. Auch in Italiens Hauptstadt werden Kontakte geknüpft und Gespräche geführt.
Da wo die Süd-Tiroler Freiheit hinwill, sind die Schotten schon im September 2014. Die Schotten zeigen: Selbstbestimmung ist möglich, ist friedlich, ist proeuropäisch und modern. Auch Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit sind in Schottland dabei, genauso wie in Katalonien. Dort wird am 27. September 2015 die Wahl zum Regionalparlament zu einem Plebiszit für oder gegen die Unabhängigkeit gemacht! Beim Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 2017 ist man ebenso vor Ort wie bei der von Spanien erzwungenen Neuwahl des katalanischen Parlaments am 21. Dezember 2017.

Eine Mission, viele Themen

Eine Zukunft Süd-Tirols ohne Italien ist der Auftrag der Süd-Tiroler Freiheit. Doch die Bewegung kümmert sich um viele Themen. 2015 wird dem Thema „Doppelte Staatsbürgerschaft“ besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Um das wichtige Thema auf eine wissenschaftliche Ebene zu heben, wird eine einmalige Veranstaltung organisiert. Referenten aus allen Teilen Europas und der Welt werden nach Bozen eingeladen, um über die doppelte Staatsbürgerschaft zu referieren. Wissenschaftler aus Brasilien, Kanada, Armenien, Slowenien, Dänemark, Italien, Ungarn, Kroatien, Polen und Rumänien kommen auf Einladung der Süd-Tiroler Freiheit. Ein Erfolg der zeigt: Doppelte Staatsbürgerschaften sind möglich und eine Bereicherung für die Gesellschaft. Und um das deutlich zu machen, wird gleichzeitig eine landesweite Radiokampagne gestartet.
„Adio Diario“ heißt es seit 2010. Bisher mussten Schüler größtenteils auf englischsprachige Merkhefte, oder auf das italienische „Diario“ zurückgreifen. Nach einem Merkheft mit Tiroler Lokalbezug suchte man vergeblich. Diese Zeiten sind vorbei. Seit 2010 bringt die Süd-Tiroler Freiheit für Jugendliche das „Tiroler Schulmerkheft“ heraus. Es erfreut sich großer Beliebtheit. Und es sorgt für einige Polemik. Italienische Rechtsparteien wollen die Süd-Tiroler Freiheit gar verbieten lassen. Die Süd-Tiroler Freiheit ist noch da, das Schulmerkheft auch!
Und auch bei für Süd-Tirol aktuellen und wichtigen Themen ist die Süd-Tiroler Freiheit zur Stelle. Am 12. Juni 2016 stimmen die Süd-Tiroler darüber ab, ob das Land den Flughafen ausbauen und weitere unzählige Millionen in die unsinnige Struktur stecken soll. Die Süd-Tiroler Freiheit hat eine klare Meinung dazu: Nein zur Umweltbelastung und zur Verschwendung von Steuergeld! Erstmals wird eine große Plakataktion an den Bushaltestellen im ganzen Land gestartet. Infostände in den Fußgängerzonen und Infoabende werden abgehalten. Broschüren und Flugzettel verteilt, Werbungen und Inserate geschaltet. Beim Flughafenspiel kann man Bruchpilot Arno nach Hause schicken und nebenbei eine kleine Reise gewinnen. Die Abstimmung wird ein überwältigender Sieg für die Gegner des Flughafens und für die Süd-Tiroler Freiheit.
Wenig später, am 4. Dezember 2016, sind die Süd-Tiroler erneut zu den Urnen gerufen. Es geht darum, ob Italien seine Verfassung ändern will und alle Macht von Rom ausgehen soll. Für Süd-Tirol ein Desaster. Die Süd-Tiroler Freiheit sagt Nein zu Rom. Die zweite große Kampagne innerhalb weniger Monate wird auf die Beine gestellt.
Spektakuläre Plakataktionen sind fix auf der Tagesordnung der Süd-Tiroler Freiheit vorgesehen. Ob für den Erhalt der Bezirkskrankenhäuser, gegen das Siegesdenkmal, für mehr direkte Demokratie, zur Feuernacht oder zum Fall der Berliner Mauer. Manches Plakat sorgt für nervöse Zuckungen bei den Behörden. Für das berühmte Besenplakat geht es sogar vor Gericht. Nichts Neues. Staatsanwaltschaft und italienische Rechtsparteien werfen dauernd ein Auge auf die Bewegung. Doch fast alle Rechtsstreitigkeiten werden gewonnen! So kriegt man die Süd-Tiroler Freiheit nicht klein!

Testlauf für die Selbstbestimmung

2010 halten die Gemeinden Kataloniens eine selbstverwaltete Abstimmung ab. Sie stimmen darüber ab, ob Katalonien Teil von Spanien bleiben oder ein eigener Staat werden soll. Die große Mehrheit setzt ein Zeichen und sagt Ja zur Unabhängigkeit. Eine hervorragende Blaupause für Süd-Tirol und für die Süd-Tiroler Freiheit.
Im November 2011 wiederholt die Süd-Tiroler Freiheit die Abstimmung im Ahrntal. Es ist ein Testlauf für die größte Aktion in der Geschichte der Süd-Tiroler Freiheit, die bald folgen wird. In allen Fraktionen des Ahrntales werden Informationsveranstaltungen abgehalten. Referenten aus Katalonien berichten über ihre Erfahrungen. Die Funktionäre und Gemeinderäte der Süd-Tiroler Freiheit gehen von Haus zu Haus, um die Bevölkerung zu informieren. Am Ende stimmen über 30 Prozent der Ahrntaler mit ab. Mehr als in Katalonien. 95 Prozent wünschen sich frei über ihre Zukunft abstimmen zu dürfen! Ein lautes Ja für die Selbstbestimmung!

Süd-Tirol will abstimmen!

Wir schreiben das Jahr 2013. Der Widerstand ist heftig. Die Kosten sind enorm. Der Aufwand ist immens. Das Ergebnis ist überragend. Die Süd-Tiroler Freiheit organisiert die größte Aktion ihrer Geschichte. Eine Aktion, die auch in der Geschichte Süd-Tirols seines gleichen sucht!
Erstmals können alle Süd-Tiroler ab 16 Jahre darüber abstimmen, ob sie das Recht auf Selbstbestimmung ausüben wollen. Ob sie frei über die Zukunft Süd-Tirols befinden möchten. Die Süd-Tiroler Freiheit organisiert ein selbstverwaltetes Selbstbestimmungsreferendum.
Fast 400.000 Süd-Tiroler können abstimmen. Mittels SMS, online, per Brief oder durch die klassische Präsenzwahl. Am 12. Oktober 2013 sind über 150 Wahlhelfer unterwegs. Sie organisieren über 100 Wahllokale im ganzen Land, in denen die Süd-Tiroler ihre Stimme abgeben können.
Anfang 2014 beginnt die Auswertung der Stimmen. Eineinhalb Tage am Stück wird ausgezählt. Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen. Es ist ein politisches Erdbeben in Süd-Tirol. Über 61.000 Menschen geben ihre Stimme ab, obwohl sämtliche Parteien in Süd-Tirol dagegen angekämpft haben. Über 56.000 Menschen sagen Ja zur Selbstbestimmung. Ein großer Teil der Süd-Tiroler Bevölkerung möchte selbst darüber entscheiden, ob Süd-Tirol bei Italien bleiben oder frei werden soll. Aktuell wie nie: Selbstbestimmung, Freiheit und Unabhängigkeit!